15.3.14

[ #musik ] Ein Schritt zum Musical. "Jonny spielt auf".

"Jonny spielt auf" ist auch musikhistorisch zu würdigen, integrierte die Oper doch moderne angejazzte Tanzrhythmen in einem sinfonischen Rahmen. Die Titulierung des Stückes als Jazzoper geht aber zu weit. 

Ein Schritt auf dem Weg zum Musical, wie ihn erst acht Jahre später Gershwin mit Porgy and Bess einschlägt, kann hier schwerlich angesetzt werden, sind die betreffenden Passagen doch eindeutig in der Minderheit und wahrt Krenek ansonsten formell den Rahmen einer Oper, wobei er in damals unerhörter Weise die Gegenwart mit ihren neuartigen oft technischen Geräuschen wie Auto, Telephon oder Dampfeisenbahn oder eben auch Jazz hineinnimmt.


Seinen größten Erfolg, "Jonny spielt auf", interpretiert Ernst Krenek historisch allerdings als Missverständnis: Die neoromantische Jazzphase war nach atonalen Anfängen für ihn nur ein Durchgangsstadium zu einer ernsthaften Befassung mit der Zwölftontechnik. Und tatsächlich ermöglichten ihm seine Tantiemen aus der "Negeroper" sich ganz seiner Oper "Karl V." zu widmen, wofür er auch in der Österreichischen Nationalbibliothek Zugang zu seltenen Quellen erhielt.

 Krenek schildert die Entstehungsgeschichte von "Jonny spielt auf" so: Im Januar 1925, hört er amerikanische Tanzmusiker, während er in dem exklusiven Hotel Baur-au-lac am Zürisee eine Tasse Tee trinkt. Bei dieser Gelegenheit notiert er auf einem Zettel Handlungsfäden einer Oper. Aus diesen ersten Ideen wird sein berühmtestes Werk. Und die Musik, die zum Tanztee erklang, spielt dabei eine wichtige Rolle.

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