29.4.14

[ #technik ] Alles Theater: Die Entdeckung der Winkelperspektive.

Durch die Einführung der Diagonalperspektive hat der Architekt und Theaterdekorationsmaler Ferdinando Galli da Bibiena die illusionistische Bühnenarchitekturmalerei revolutioniert. 

In seinem 1711 erschienenen Lehrbuch "Architettura Civile" propagierte Ferdinando Galli-Bibiena die Verlegung des zentralen Fluchtpunktes auf die Seite außerhalb des Betrachters und wurde zum Überwinder streng symmetrischer Kulissen. Das galt nicht nur für das Bühnenbild, sondern für Architektur schlechthin bis zur Grabstätte. Auch das streng symmetrische Kulissengrab musste sich danach verabschieden. Das bis dahin starre Bühnenbild konnte mit der Einführung der Diagonalperspektive belebt werden und ließ die Opern in noch größerem Glanz erscheinen. Mit seinen revolutionären Konstruktionsmethoden überwand er die obsolet gewordene Zentralperspektive und zwang zu einer neuen Perzeption des Bühnenraumes.


Galli-Bibienas Diagonal- bzw. Winkelperspektive stellte die Hauptachse des Bühnenbildes in einen Winkel von 45° quer zur Achse des Zuschauerraums. Dadurch wurden die Bühnenräume nur angeschnitten und zwangen die Vorstellungskraft der Zuschauer zu ihrer Vollendung. Dadurch entstanden kolossale Raumfluchten. Es ist der Höhepunkt des barocken Bühnenbildes, den man der Familie Galli-Bibiena verdankt. Das von Ferdinando Galli-Bibiena geschaffene Bühnenbild, das auf der Bühne den schräg über Eck gestellten Raum realisiert, wird von seinem Sohn Giuseppe Galli-Bibiena (1696–1756) noch erweitert und vertieft, die Effekte mit Hilfe polygonaler Raumsysteme verstärkt.

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