9.6.14

[ #film ] Vorarlberger Zensurgeschichte.

In Österreich gab es nach dem Ersten Weltkrieg im Vergleich zu Deutschland weit weniger Aufsehen um den Film "Panzerkreuzer Potemkin" von  Sergej Michailovich Eisenstein. 

In Wien wurde der Film zwar mit einem Jugendverbot belegt, er konnte aber sonst ohne weitere Einschränkung vorgeführt werden. Anders im Bundesland Vorarlberg, das unter derselben Verfassung lebte. Die Vorführung des Films wurde vom Landeshauptmann wegen "subversiver Tendenzen" untersagt.


Otto Ender wird der Nachwelt gerne als ein Föderalist und Demokrat verkauft. Aber allein die Schaffung der austrofaschistischen 1934er Verfassung durch Ender, welche die Beseitigung der Demokratie in Österreich und die austrofaschistische Terrorherrschaft legitimieren sollte, belegt das Gegenteil. Dafür wurde er übrigens von Dollfuß mit dem in jeder Diktatur arbeitslosen Posten des Rechnungshofpräsidenten entlohnt.



Die junge österreichische Erste Republik kannte 1926 keine Zensur mehr. In Österreich galt seit dem 30. Oktober 1918 jegliche Zensur als aufgehoben. Dieser Beschluss wurde 1920 ausdrücklich in die Bundesverfassung übernommen. Trotzdem setzte sich der Vorarlberger Landeshauptmann und Heimwehrführer Otto Ender über die demokratischste Verfassung, die Österreich bis dahin hatte, einfach hinweg und untersagte die Vorführung des Films. Er scherte sich schon damals - ein ausgebildeter Jurist - einen Dreck um Recht und die Verfassung.


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