3.4.14

[ #literatur ] Hausdurchsuchung in der Villa Europa.


Stefan Zweig exilierte 1934 von Salzburg nach London - noch nicht der Nazis wegen, die kamen "offiziell" ja erst 1938 in Österreich an -, sondern weil im Zuge der Februarkämpfe 1934 das klerikale austrofaschistische Regime in seinem Salzburger Haus bei dem international unzweifelhaft ausgewiesenen Pazifisten "nach Waffen" durchsuchen ließ. 

Jenes Haus, das der Nobelpreisträger Romain Rolland "Villa Europa" genannt hatte, in dem Hofmannsthal, Wassermann, Werfel, Wells, Joyce, Emil Ludwig, Joseph Roth, Thomas Mann und ebenso namhafte Musiker Zweigs Gäste waren. Eine wissenschaftliche Untersuchung über die Salzburger Festspiele in der Zeit von 1933 bis 1945 hält auch namentlich fest: "Die Kartenbestellungen waren vor allem aufgrund des Februaraufstands noch zurückhaltend. Als der Schriftsteller Stefan Zweig, bei dem sich in der Festspielzeit viele bedeutende Künstler versammelten, nach einer Hausdurchsuchung im Februar auswanderte, verlor Salzburg einen weiteren attraktiven Anziehungspunkt."

Wobei Stefan Zweig nicht einmal ein sehr politisch engagierter Schriftsteller - wie man sich ihn heute vielleicht vorstellen wollte - war. Nicht einmal im Exil tat er das. Ja er hielt sich sogar von parteilichen und politischen Veranstaltungen eher fern und wurde gerade deswegen im Exil wegen seiner Distanz zu allen politischen Gruppen als Vermittler geschätzt. Er erkannte jedoch schon damals, dass die Ausschaltung der Sozialdemokratie im Februar 1934 als "Selbstmord der österreichischen Unabhängigkeit" zu qualifizieren ist.

Und wirklich war die austrofaschistische Diktatur, ihre Niederknüppelung der Arbeiterbewegung mehr ein Wegbereiter denn eine Schutzwehr gegen den Nationalsozialismus, wenn auch ihre politischen und klerikalen Apologeten bis in die heutigen Tage dies noch gerne so darstellen wollen. Er floh als einer der ersten Intellektuellen aus Österreich und nicht aus Deutschland! Mit dem "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich war er allerdings in London staatenlos geworden.

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