11.7.14

[ #bildende-kunst ] Der Opportunismus des Hofmalers

Jacques Louis David war nicht nur der begnadete "Hofmaler" der Revolution. Er war deren Propagandist und seine Bilder waren häufig eben - lasssen wir die künstlerische Glanzleistung außer Acht - schlichte Propaganda. 

Und erst im Karren der Macht eingespannt, wird man rasch auch zum feigen Oppurtunisten. Jaques-Louis David unterstützte mit seinen Historienbildern den politischen und gesellschaftlichen Wandel: Seine Themen orientierten sich am aktuellen Geschehen. Der Künstler hatte die Aufgabe, eine neuartige Bildsprache für ein neuartiges Staatsverständnis zu finden. So großartig der Sturz des Absolutismus und der Weg zur Demokratie war, so hängt damit denn doch auch der Nationalismus und eine fatalistische Staatsräson zusammen. David verlangt sie in seinen Propagandawerken, etwa dem dem Ballhausschwur vorausgegangen Bild "Schwur der Horatier" förmlich ab und enthält auch der "Ballhausschwur" noch Elemente davon.


Für sein Gemälde "Der Schwur der Horatier" (1784) nimmt David eine Erzählung aus dem Ersten Buch des Livius zur Vorlage. Demnach war es zwischen Rom und ihrer Mutterstadt Alba zum Krieg gekommen. Um den Verlust ihrer Heere zu vermeiden, beschlossen die beiden verfeindeten Städte, den Streit in einem Zweikampf zu entscheiden. Zu beiden Seiten diente ein Drillingsbrüderpaar, die Horatier für Rom und die Curatier für Alba. In Davids "Schwur der Horatier" vereinen sich die drei Brüder im Schwur vor ihrem Vater, bevor sie gegen die Curatier antreten werden. Die weiblichen Mitglieder der Familie sind zusammen mit den Kindern zu sehen.


Frauenlos. Zwischen den beiden Gruppen tut sich ein scharfer Kontrast auf: Während die Männer stehend eine starke, starre Haltung von heldenhaftem Pathos einnehmen, sitzen die Frauen in sich zusammengesunken da, resigniert und schwach. Schließlich sind sie nicht nur Horatier, sondern familiär auch mit den Curatiern verbunden. Für sie steht keine Heldentat sondern immer Verlust vor Augen. Die Männer sind bereit, ihr Privatleben für das Wohl des Staates zu opfern, während die Frauen an den zwischenmenschlichen Bindungen hängen und unter dem herandrohenden Unglück leiden. Indem die Männer das Wohl Roms über ihr persönliches Glück und Leid stellen, so die propagandistische Aussage des Bildes, propagandiert er den fatalen "selbstlosen" Einsatz des Individuums zugunsten der Allgemeinheit, die aber nicht "Mensch" sondern nur als "Nation" sich definiert. Aus diesem doppelten Schwurgesicht definiert sich auch der Ballhausschwur.

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