29.6.14

[ #architektur ] Neue Welle: Der Steinmetz als Friseur

Mit viel Esprit versteht es Gian Lorenzo Bernini, Kurie und Päpste so von seinen künstlerischen Plänen zu überzeugen als wären sie die ihren. 

Sein wichtigster Förderer, Papst Urban VIII., betraut den jungen Bernini mit dem Bau des Baldachins für den Papstaltar im Petersdom, den Bernini aus Bronze anfertigt (1624-33). Für den Hochadel des Kirchenstaates errichtet oder verschönert er in den Nobelbezirken Roms Paläste, z.B. Palazzo Barberini respektive Palazzo Chigi. Ein kluger Schachzug, schließlich haben die Barberini und Chigi mit Urban VIII. (Pontifikat: 1624-44) und Alexander VII. (1655-67) Familienmitglieder auf den Stuhl Petri gehievt.

Aber der eloquente Künstler wusste auch Pontifex Innozenz X. (1644-55), aus dem mit den Barberinis verfeindeten Haus der Pamphili, in seinen Bann zu ziehen. Als Berninis Fontana dei Quattro Fiumi (Vierstrombrunnen) am 14. Juni 1651 nach dreijähriger Bauzeit von Innozenz enthüllt wird, soll der Papst derart entzückt gewesen sein, dass er das Bauwerk eine volle Stunde von allen Seiten inspizierte.


Jules Mazarin, späterhin Kardinal und Erster Minister Frankreichs, lädt Bernini ein, nach Paris zu kommen. Anfangs will Alexander VII., der im Streit mit dem nationalistischen Kardinal liegt, seinen göttlichen Designer nicht gehen lassen. Einen Trakt des Louvre soll er in Paris verschönern, doch die künstlerische Expedition scheitert am praktisch veranlagten Finanzminister Colbert, der wenig übrig hat für pompösen, aber wenig funktionalen Barock hat. Seine Entwürfe für den Neubau des Louvre (1664-67) in Paris haben, obwohl sie letztlich nicht ausgeführt wurden, doch nachhaltigen Einfluss auf die europäische Profanbaukunst ausgeübt. Schlussendlich meißelt er den Sonnenkönig in Positur, richtet diesem dafür das Haar zurecht, er muss "die Stirn zeigen" und alsbald wird diese Haartracht zur höfischen nouvelle vague.

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