11.6.14

[ #lyrik ] Laut und Luise auf dem Heldenplatz.

Erst 1966 war Ernst Jandls Band "Laut und Luise" im Schweizer Walter Verlag erschienen. Ein Entrüstungssturm bricht los. 

Der Verleger des Buchs muss daraufhin mit Jandl den Verlag verlassen. Gerade diese Gedichte werden jedoch den Ruhm des Avantgardisten Jandl begründen helfen. Mit diesem Band änderte sich die Geschichte der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur, und die "experimentelle" Literatur trat in eine neue Phase, die Jandl nun ganz entschieden mitgestaltete. "Laut und Luise" war übrigens ein Denkmal, das er seiner Mutter setzte. Seine Mutter, eine ausgebildete Lehrerin, dichtete selber, verstarb jedoch, als Jandl gerade erst fünfzehn war.


wien: heldenplatz

der glanze heldenplatz zirka
versaggerte in maschenhaftem männchenmeere
drunter auch frauen die ans maskelknie
zu heften heftig sich versuchten, hoffensdick
und brüllzten wesentlich.

verwogener stirnscheitelunterschwang
nach nöten nördlich, kechelte
mit zu-nummernder aufs bluten feilzer, stimme
hinsensend sämmertliche eigenwäscher.

pirsch!
döppelte der gottelbock von Sa-Atz zu Sa-Atz
mit hünig sprenkem stimmstummel
balzerig würmelte es im männechensee
und den weibern ward so pfingstig ums heil
zumahn: wenn ein knie-ender sie hirschelte.

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