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11.6.20

[ #musik ] Der Hexenschabbas


[Retrodigitalisat] Das verschollen geglaubte Libretto von Haydns Oper "Der Hexenschabbas" wurde in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar aufgefunden. Freilich bleiben aber die Noten noch verschollen.
Service. Dies ist nur der Hinweis auf einen Beitrag eines hier verlinkten Weblogs, einer Website oder eines Downloads. Mehr erfährt man, wenn man den untenstehenden Links folgt! Nütze auch den Link „[Google Search] ⇒ “. Er liefert allenfalls einen aktuelleren Link im Falle einer Verwaisung und/oder auch zusätzliche oder aktuellere Infos!


     [ #text4tube 

    17.1.16

    [ #theater ] Soziologische Dramaturgie: Total. Living. Episch. Politisch.

    Unter Erwin Piscator wurde von Karl Lautenschläger die erste Drehbühne der Welt gebaut. 

    Piscator gilt auch als Mentor Brechts und des epischen Theaters. Gemeinsam gelten sie als die Begründer des modernen epischen Theaters. Aus der Erfahrung des Ersten Weltkriegs und der sozialen Spannungen der Weimarer Republik entwickeln sie eine Bühnenform, welche die gesellschaftliche Realität erstmals mit allen historischen, ökonomischen und politischen Hintergründen zeigen will. Sie greifen dabei sowohl auf traditionelle als auch auf theaterfremde Formen - nicht zuletzt auf technisch innovative Darstellungsmittel - zurück. Das politische Ziel dieses Theaters ist die Aktivierung des Zuschauers zur Veränderung der Welt.


    Um seine Vorstellungen von dem auf "soziologischer Dramaturgie" beruhenden revolutionären Theater voll verwirklichen zu können, plante er einen Neubau und fand in Walter Gropius einen für die gewünschte neue Theaterform aufgeschlossenen Architekten. Ergebnis der Zusammenarbeit war der Entwurf für das Totaltheater, ein technisch hochentwickeltes "Licht- und Raumklavier", das insbesondere die Möglichkeit bot, den Zuschauer aktiv am szenischen Geschehen teilnehmen zu lassen.


    Grundlage dafür bildete die Vereinigung von Mittel-, Vor- und Tiefenbühne. Gropius betrachtete seinen Entwurf als der Ideenwelt des Bauhauses verpflichtet, da das Problem des neuen Theaters Lehrer und Schüler mehrfach beschäftigt hat und entwickelte - inspiriert durch Moholy-Nagys Aufsatz "Theater der Totalität" - aus dem Theater ohne Ränge den Prototyp des Totaltheaters.


    Das für 2000 Zuschauer gedachte Piscatortheater wurde nicht gebaut. Piscator drängte auf einen schnellen Baubeginn und hatte die Finanzierung weitgehend gesichert, als nach erfolgloser Bauplatzsuche die Meinungsverschiedenheit zwischen ihm und Gropius zum Bruch führten. Walter Gropius ließ sich die Grundideen der drei drehbaren Bühnen patentrechtlich am 27. Dezember 1928 sichern. Natürlich provozierte er mit seinem revolutionären Stil und der kommunistischen Weltanschauung Kritik. 1927 sollte er von der Volksbühne verbannt werden, doch 42 Kritiker, Schauspieler, Regisseure und Schriftsteller, darunter Thomas Mann, Ernst Toller und Kurt Tucholsky stellten sich dagegen.

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    17.1.16 [Letzte Aktualisierung, online seit 8.8.13]
    TIPP: Das ⇒ #Vorarlberger Bloghaus verlinkt interessante Weblogs und findet man auch auf Facebook.

    Beachte dort auch weitere Informationen zum Thema unter "Nachschlagen A-Z".

    2.6.15

    [ #frauen ] Mutter Courage.

    Als Helene Weigel am 6. Mai 1971, eine Woche vor ihrem 71. Geburtstag, stirbt, war sie eben noch in Paris auf der Bühne: Siebzigjährig, spielt die Schauspielerin und Intendantin Helene Weigel auf einem Gastspiel in Paris noch einmal die Mutter.

    Längst krank, brechen ihr beim Herumgeschwenktwerden auf der Bühne einige Rippen. Sie spielt das Stück zu Ende, absolviert noch einen Empfang, keiner bemerkt etwas.


    Sie realisierte durch ihr Schauspiel Brechts episches Theater wie keine andere. Aber so sehr sie als die "Mutter Courage" verkürzt in Erinnerung ist, erbrachte sie vor der Ehe mit Brecht ihre eigenen Leistungen, sie leistete im Exil Unendliches für die Familie, bis zur Organisierung der ersten Nachkriegsaufführung in Chur.

    Zum Zeitpunkt ihres Todes war Helene Weigel mehr als 20 Jahre Intendantin des Berliner Ensembles, davon die längste Zeit nach Brechts Tod. Sie reiste nicht als Brechts Witwe in der Welt herum, sondern kümmerte sich um reale Dinge.

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    25.10.14

    [ #theater ] Publikumsbeschimpfung und Provinzposse

    Das Stück durchbricht alle Theatertraditionen, man charakterisiert es als ein "Nichtstück", ein "Unstück", ein "Antistück", angesiedelt zwischen Litanei und Gehirnwäsche. So spielen die Schauspieler beispielsweise Publikum und applaudieren am Ende dem Parkett. 


    So kommt es bei der Uraufführung zu tumultartigen Ausschreitungen. Zuschauer, die von den Schauspielern verbal attackiert werden, tun ihren Unmut lautstark kund und entladen ihn bei Handgreiflichkeiten auf der Bühne. Handkes Versuch zu zeigen, wie "jemand, auf Papier, seine Freiheit erwirbt, die Freiheit, sich selbst, die anderen und die Welt zu sehen, wie man es will" und seine anhaltenden Warnungen vor der Manipulation der Sprache, passten nicht nur zur politischen Umbruchstimmung der sechziger Jahre, sondern auch zu den siebziger Jahren, in denen sich Enttäuschung über das Scheitern der politischen Ideale der sechziger Jahre breit machte. Das Publikum in seiner Rolle als konsumierender Voyeur wurde von vier zornigen jungen Männern einer gnadenlosen Anmache ausgesetzt und musste sich anpöbeln und vorführen lassen. Handkes Verzicht auf ein Weltbild und ein Wertesystem, mit dem sich der Leser identifizieren kann, die starke Ich-Bezogenheit seiner Figuren und das Interesse an formtechnischen und sprachlichen Aspekten machten ihn zu dem deutschsprachigen Autor der siebziger Jahre, weit über den deutschen Sprachraum hinaus.


    Eine Provinzposse der bürgerlichen Parteien. Mit Rot-Grün als Speerspitze, weil sie ja für die deutsche Beteiligung an dem völkerrechtswidrigen Krieg gegen Serbien verantwortlich waren, hatte die Düsseldorfer Stadtverordneten-Versammlung einmütig entschieden, dass der von einer unabhängigen Kommission für 2006 an Peter Handke vergebene Heinrich-Heine-Preis nicht übergeben wird. Der Grund: Handke weigert sich einfach, die offizielle Geschichtsklitterung anzuerkennen, dass die Spaltung Jugoslawiens von Milosevic eingeleitet worden sein soll, dass es Internierungslager und Massaker nur von serbischer Seite gegeben haben soll, dass Fischers Vergleich Milosevics mit Hitler und seine Behauptung, es müsse ein neues Auschwitz verhindert werden, richtig gewesen sein soll und dass es plötzlich kein Kriegsverbrechen mehr ist, wenn man aus imperialistischen Interessen ein kleines Land in die Steinzeit zurückbombt.

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    4.7.14

    [ #theater ] Lotteriegewinn, Theater und Kinderschänder


    Zum erfolgreichen Führen eines Theaters bedarf es auch eines sehr guten Gefühls für die jeweilige Finanzlage. Schikaneder, in den ersten Jahren als Direktor des Theaters an der Wien sehr erfolgreich, konnte das Geld ebenso wenig zusammenhalten, wie die meisten seiner Nachfolger. 

    Lotterie-Spiel. Manche setzten ihr ganzes Vermögen dafür ein und waren zwischendurch auch bei der Geldaufbringung recht kreativ: Pálffy z.B. gerät finanziell in Schwierigkeiten. 1819 kommt er mit einer Sensation, die ganz Wien in Aufregung versetzt: Das Theater wird "ausgespielt", verlost. Palffy rechnet mit einem horrenden Gewinn durch den Verkauf der Lose. Er rechnete richtig: Glücklicher Gewinner ist ein auswärtiger Weinhändler. Palffy kauft ihm um einen Bruchteil des durch die Lotterie erzielten Reingewinns das Theater ab und macht ein glänzendes Geschäft. Aber der Ruin kann dennoch nicht verhindert werden. Im Dezember 1826 wird das Theater öffentlich versteigert.


    Kinderschänder. Aber auch Kinderschänder vermiesen das Geschäft. Besonders beliebt ist ab 1816 das Kinderballett, das aber ab November 1821 von den Behörden verboten wurde, denn Alois Fürst von Kaunitz-Rietberg hatte jugendlichen Mitglieder, Kinder unter 14 Jahren, missbraucht. Während der adelige Kinderschänder ungestraft davonkam, wurde das Kinderballett verboten. Offenbar waren die Kinder schuld!

    Bei diesem besonders krassen Fall konnten aber auch die Behörden nicht mehr zur Gänze wegsehen, auch wenn es sich bei dem Täter um einen Vertreter des Hochadels handelte: Alois Fürst von Kaunitz-Rietberg wurde 1822 verhaftet. Bei seinem Prozess wurden etwa 200 Mädchen, die er, wie es hieß, "fleischlich gebraucht" haben soll, vorgeladen. Der Großteil von ihnen hat im Kinderballett des Theaters an der Wien, wo Kaunitz Stammgast war, getanzt. Im biedermeierlichen Wien hatte er reihenweise präpubertäre Mädchen vergewaltigt und sich eine Privatgalerie mit Aktbildern Minderjähriger angelegt.


    Kaunitz wurde lediglich zur Bezahlung der Gerichtskosten verurteilt, der Kaiser verwies ihn immerhin des Hofes und der Stadt, woraufhin Kaunitz in Brünn seinen Neigungen nachgehen durfte. Der adelige Sittenstrolch war ein Enkel des Maria-Theresianischen Staatskanzlers Wenzel Kaunitz (1711-1794) und Schwager des Clemens Fürsten von Metternich. Die aristokratische Libertingage dieser erzkatholischen Fürsten machte offenbar auch vor dem Missbrauch von Kindern nicht halt.

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    10.6.14

    [ #geschichte ] Der kaiserliche Rinnstein für das soziale Elend

    Der Weber" von Max Liebermann 
    Kaiser Wilhelm II. schätzte den „sozialdemokratischen“ Dichter und Nobelpreisträger Gerhart Hauptmann nicht.  Nach der Uraufführung der "Die Weber" am 2. Oktober 1893 kündigte der Kaiser Wilhelm II. gar aus Protest seine Loge im Deutschen Theater. 

    Gegen die Verleihung des Schillerpreises an Hauptmann legte er 1896 sein Veto ein. Auf Betreiben seines Sohnes, des Kronprinzen Wilhelm, wurde 1913 in Breslau Hauptmanns Festspiel in deutschen Reimen abgesetzt, weil darin das hundertjährige Jubiläum der Befreiungskriege nicht mit Hurrapatriotismus begangen, sondern mit pazifistischen Akzenten versehen wurde.



    Gerhart Hauptmanns "Die Weber" spielt sich in "Dreissigers Parchentfabrik" ab, die Anlehnung an den Fabrikanten Zwanziger wohl bewusst vorgenommen. Uraufgeführt wurde das Stück am 26. Februar 1893 nur "privat" im Neuen Theater Berlin. Die erste öffentliche Aufführung folgt erst am 25. September 1894 im Deutschen Theater Berlin. Die Wilhelminischen Zensurbehörden versuchten, die Aufführung der "Weber" mit der Begründung zu verhindern, die im Drama enthaltenen Schilderungen seien dazu angetan, Klassenhass zu erzeugen und könnten zu "einem Anziehungspunkt für den zu Demonstrationen geneigten Teil der Bevölkerung Berlins" werden. Es bedurfte langer gerichtlicher Auseinandersetzungen, ehe das Kgl. Preußische Oberverwaltungsgericht das Verbot der "Weber" aufhob.



    Wilhelm II. Er trotzte - bekannt als sturrköpfig, kultur- und bürgerfeindlich - dem Gerichtsentscheid: Wegen der "demoralisierenden Tendenz" der "Weber" kündigte er die kaiserliche Loge im Deutschen Theater. Bereits Webers erstes Stück "Vor Sonnenaufgang" (1889), das den moralischen Verfall mehrerer Bauernfamilien zeigt, die plötzlich zu Wohlstand gelangt sind, als auf ihrem Land Kohlevorkommen entdeckt wurden, führte zu einem Skandal und wurde verboten. Sein Fünfakter "Die Weber" (1892) wurde damals gar als revolutionär aufgefasst. An seinem 50. Geburtstag am 15.11.1912 erhält der Bühnenautor Gerhart Hauptmann per Telegramm die Nachricht, dass ihm der Nobelpreis für Literatur zuerkannt worden ist. Aus aller Welt kommt eine Flut von Glückwünschen, aber die deutsche Obrigkeit schweigt noch immer beleidigt dazu, denn Hauptmann wird für Werke geehrt, die soziale Missstände im kaiserlichen Deutschland bloßstellen. Bald aber zählt der "Revolutionär" zu den Etablierten, wird als Volksdichter gefeiert, doch im Kaiserreich wird ihm von "Allerhöchster Stelle" der Schiller-Preis verweigert.

    Rinnsteinkunst. Gegen das konventionelle Kunstverständnis Kaiser Wilhelms II., der von 1898 bis 1901 an der Berliner Siegesallee 32 monumentale Skulpturengruppen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte aufstellen ließ, opponierten viele Avantgarde-Künstler mit ihren Darstellungen aus der Alltagswelt. Von der Berliner Bevölkerung wurde die sogenannte "Siegesallee" als Puppenallee belächelt. Mit der "Rinnsteinrede" zur Eröffnung der Siegesallee am 18. Dezember 1901 hatte der Kaiser die kritischen Reaktionen verstärkt. Sein Verdikt, die künstlerische Moderne sei in den Rinnstein niedergestiegen, da sie das Elend noch scheußlicher hinstelle als es schon sei, wandte sich gegen sogenannte moderne Richtungen und Strömungen. Durch die nachträgliche Veröffentlichung bekam diese Rede eine offizielle Note und verordnete den Kunstgeschmack unter dem Beifall der Konformisten und Konservativen mit höchster Autorität von oben.

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    2.6.14

    [ #theater ] Hello Dolly aus Krähwinkel.

    In dem Revolutionsstück "Freiheit in Krähwinkel", das im Jahr 1848 uraufgeführt wurde, wird unmittelbar politische Kritik laut – Nestroy wendet sich darin gegen die Reaktion im deutschen Revolutionsjahr.

    Aber der Autor zweifelt gleichfalls an der Wirksamkeit ausschließlich rhetorischer Formulierungen im Revolutionsjargon.


    Nestroys komödienhafte, satirische Bühnenstücke dienten auch anderen Schriftstellern als Anregung für das eigenen Schaffen, wie zum Beispiel Ödön von Horváth, Karl Kraus oder Friedrich Dürrenmatt. Nestroys Titel "Einen Jux will er sich machen" (1842) wurde zur literarischen Vorlage von Thornton Wilders Komödie "The Matchmaker" oder zu dem Musical "Hello Dolly".

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    29.4.14

    [ #technik ] Alles Theater: Die Entdeckung der Winkelperspektive.

    Durch die Einführung der Diagonalperspektive hat der Architekt und Theaterdekorationsmaler Ferdinando Galli da Bibiena die illusionistische Bühnenarchitekturmalerei revolutioniert. 

    In seinem 1711 erschienenen Lehrbuch "Architettura Civile" propagierte Ferdinando Galli-Bibiena die Verlegung des zentralen Fluchtpunktes auf die Seite außerhalb des Betrachters und wurde zum Überwinder streng symmetrischer Kulissen. Das galt nicht nur für das Bühnenbild, sondern für Architektur schlechthin bis zur Grabstätte. Auch das streng symmetrische Kulissengrab musste sich danach verabschieden. Das bis dahin starre Bühnenbild konnte mit der Einführung der Diagonalperspektive belebt werden und ließ die Opern in noch größerem Glanz erscheinen. Mit seinen revolutionären Konstruktionsmethoden überwand er die obsolet gewordene Zentralperspektive und zwang zu einer neuen Perzeption des Bühnenraumes.


    Galli-Bibienas Diagonal- bzw. Winkelperspektive stellte die Hauptachse des Bühnenbildes in einen Winkel von 45° quer zur Achse des Zuschauerraums. Dadurch wurden die Bühnenräume nur angeschnitten und zwangen die Vorstellungskraft der Zuschauer zu ihrer Vollendung. Dadurch entstanden kolossale Raumfluchten. Es ist der Höhepunkt des barocken Bühnenbildes, den man der Familie Galli-Bibiena verdankt. Das von Ferdinando Galli-Bibiena geschaffene Bühnenbild, das auf der Bühne den schräg über Eck gestellten Raum realisiert, wird von seinem Sohn Giuseppe Galli-Bibiena (1696–1756) noch erweitert und vertieft, die Effekte mit Hilfe polygonaler Raumsysteme verstärkt.

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