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27.8.14

[ #live-aid ] Der Traum vom globalen Wohlfahrtsstaat rockt.


Mit dem Live Aid-Festival am 13. Juli 1985 brachte Bob Geldof die Politik zurück in die Rockmusik. 

Weil internationale Organisationen und Politik scheinbar tatenlos zusahen, wie 30 Millionen Menschen im Sudan und Äthiopien vom Hungertod bedroht waren, nahm der Chef der irischen 'Boomtown Rats' die Sache in die Hand. Zusammen mit der gesamten Musikerprominenz der Achtziger produzierte er die Weihnachtssingle "Feed The World"; Millionen kamen zusammen, die Öffentlichkeit wurde auf das Drama aufmerksam, das sich im Südosten der Sahel-Zone abspielte. Etwas war in Gang gekommen und der Motor drehte sich immer schneller: Das Festival war der energische und optimistische Höhepunkt einer Hilfswelle und des Engagements. Es brachte aber auch die achtziger Jahre auf den Punkt – musikalisch mit allen Stilen und Spielarten, die damals zählten: New Wave, Reggae, Synthie-Pop und handfester, rollender Rock.

Das Konzept von  Bob Geldof  ist eine globale Antwort für einen globalen Wohlfahrtsstaat: "Die Kaffeeanbauer in Äthiopien zum Beispiel wissen nicht, was Globalisierung ist, doch sie gehen daran zugrunde. Und zwar deshalb, weil Länder wie Indonesien und Vietnam in den Kaffeemarkt eingedrungen sind, mit hochwertigem Kaffee und den Preis um 50 Prozent gedrückt haben. Die äthiopischen Bauern zum Beispiel haben nicht genug Geld, um Essen zu kaufen, und verhungern wieder in diesem Teil der Erde. Das ist ungerecht. Es wird immer Menschen geben, die für ein besseres Leben auf Unterstützung angewiesen sind. Es wird immer Arbeitslose geben, die ihre natürlichen Talente nicht entfalten können, doch jeder Einzelne hat das Recht auf ein gewisses Maß an Wohlergehen. Dies ist heute mit der Globalisierung möglich: Wir sind wohlhabend genug, um uns ein globales Wohlfahrtssystem zu leisten."


Wie alles hatte auch dieser Event zwei Seiten. Das "Live Aid"-Spektakel von 1985 betrachtete Popmusik noch als Vehikel zur Mobilisierung dessen, was wir heute die globale Zivilgesellschaft nennen. Mittlerweile sind die Adressaten ähnlicher Veranstaltungen andere: Es sind nicht mehr die Bürger die Spenden sollen, sondern die Staatsapparate werden als mögliche Verbündete im Kampf gegen eine außer Kontrolle geratene Globalisierung angesprochen. Die Nationalstaaten garantieren ihren Bewohnern zwar Rechte und schützen sie vor Unbill. Genauso bieten sie aber eben jener Globalisierung den institutionellen Rahmen zu ihrer Entfaltung. Grenzen schützen nicht nur, sie schließen auch aus. Und die globalisierte Spendenaktion war denn doch eben Teil, wenn nicht gar kultureller Vorreiter einer Globalisierung.

Und auch Bob Geldof merkt ausgerechnet in einem Interview mit dem von der Credit Suisse herausgegebenen Online-Magazin "emagazine" am 17. Mai 2006 kritisch an: "Doch zu jener Zeit konnte niemand ahnen, dass sich innerhalb von zwei Jahren eine flächendeckende Computerisierung einstellen würde – die Grundlage für das völlig unerwartete Phänomen der Globalisierung."


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15.7.14

[ #musik ] Lob der Unstetigkeit: Like a rolling stone!

Er ist der Klassiker der 60er Jahre, definiert diese Epoche auf Jahre hinaus, weit mehr als etwa "Satisfaction" von den Rolling Stones.

 Als Dylan "Like A Rolling Stone" aufnahm, hatte er schon rund 200 Songs geschrieben, von denen mindestens 50 bis heute als Klassiker gelten. Das klang mitunter wie früher Rap: "Get sick, get well / Hang around a ink well / Ring bell, hard to tell / If anything is goin' to sell / Try hard, get barred / Get back, write Braille / Get jailed, jump bail / Join the army, if you fail / Look out kid / You're gonna get hit" (aus "Subterranean Homesick Blues"). Bei jeder semichristlichen Veranstaltung hört man bis heute sein "Blowin’ In The Wind".




Der 20-Jährige schrieb diesen, seinen größten Hit en passant. Erbauungslieder, Liebeslieder, Country-Songs, Hymnen für den Hausgebrauch, manch Rockiges, Film-Songs ("Lay Lady Lay", "Knockin’ On Heaven’s Door", "The Man In Me"). Das "Time"-Magazin behauptete gar, Dylan sei ein größerer Songschreiber als Schubert.



Aber natürlich bedeutet der Titel zunächst genau das, was damals jeder darunter verstanden hat. Als ob Bob Dylan, die Ikone einer ganzen Generation, der Folkie mit Gitarre, jetzt den Rock "wie einer von den Rolling Stones" spielte, der damals neben den Beatles bekanntesten Rock-Gruppe der Welt. Ein "rolling stone" ist jedoch im Wörterbuchsinn auch "ein rollender Stein" – also "jemand, der ein unstetes Leben führt" .



"Like A Rolling Stone", mittlerweile zur besten Rock-Nummer aller Zeiten gekürt, brachte es in den USA für einen kurzen Moment ganz an die Spitze der Charts und war mit einer Länge von mehr als sechs Minuten bis dahin das längste und boshafteste Lied, das auf einer 45-iger Platte veröffentlicht wurde.

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