Posts mit dem Label [ #darstellende-kunst ] werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label [ #darstellende-kunst ] werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

21.1.16

[ #film ] Paßgeschichten: Orden statt Aufenthaltsgenehmigung

1994 kehrte der Schauspieler Leon Askin im 87. Lebensjahr aus dem Exil nach Wien zurück. Erst nach einer Berufung erteilte das Innenministerium dem 87jährigen aus Wien stammenden Schauspieler Leon Askin eine Aufenthaltsgenehmigung in Wien. 

Der Magistrat hatte den Antrag eines Formfehlers wegen abgewiesen. Und das einen Monat nachdem der 1938 von den Nazis vertriebene Askin einen hohen Wiener Orden erhalten hatte.



An der österreichischen Grenzstation in Feldkirch wird Askin 1938 noch aus dem Zug geholt und von zwei deutschen Gestapo-Leuten verhört. "Wohin fahren Sie?", schnauzte ihn der eine an. Er hatte ziemliche Angst, es gelang ihm aber ruhig zu antworten: "Nach Hause!" - "Was heißt nach Hause?" schrie der Gestapobeamte. Er zeigte ihm seinen Pass, wo als Wohnort noch immer "3, Rue Dobropol, Paris 16ième" stand.
"Das sind die komischen Zufälle, die einem das Leben retten. Ich bin ein schlamperter Wiener - und Wien hat mir das Leben gerettet - meine schlamperte Wienerei." resümierte darüber Leon Askin in seiner Biografie.
Diese "Schlamperei", seinen Wohnort im Pass nicht zu ändern, dürfte Leon Askin tatsächlich das Leben gerettet haben.

[text4tube⇒]

17.1.16

[ #theater ] Soziologische Dramaturgie: Total. Living. Episch. Politisch.

Unter Erwin Piscator wurde von Karl Lautenschläger die erste Drehbühne der Welt gebaut. 

Piscator gilt auch als Mentor Brechts und des epischen Theaters. Gemeinsam gelten sie als die Begründer des modernen epischen Theaters. Aus der Erfahrung des Ersten Weltkriegs und der sozialen Spannungen der Weimarer Republik entwickeln sie eine Bühnenform, welche die gesellschaftliche Realität erstmals mit allen historischen, ökonomischen und politischen Hintergründen zeigen will. Sie greifen dabei sowohl auf traditionelle als auch auf theaterfremde Formen - nicht zuletzt auf technisch innovative Darstellungsmittel - zurück. Das politische Ziel dieses Theaters ist die Aktivierung des Zuschauers zur Veränderung der Welt.


Um seine Vorstellungen von dem auf "soziologischer Dramaturgie" beruhenden revolutionären Theater voll verwirklichen zu können, plante er einen Neubau und fand in Walter Gropius einen für die gewünschte neue Theaterform aufgeschlossenen Architekten. Ergebnis der Zusammenarbeit war der Entwurf für das Totaltheater, ein technisch hochentwickeltes "Licht- und Raumklavier", das insbesondere die Möglichkeit bot, den Zuschauer aktiv am szenischen Geschehen teilnehmen zu lassen.


Grundlage dafür bildete die Vereinigung von Mittel-, Vor- und Tiefenbühne. Gropius betrachtete seinen Entwurf als der Ideenwelt des Bauhauses verpflichtet, da das Problem des neuen Theaters Lehrer und Schüler mehrfach beschäftigt hat und entwickelte - inspiriert durch Moholy-Nagys Aufsatz "Theater der Totalität" - aus dem Theater ohne Ränge den Prototyp des Totaltheaters.


Das für 2000 Zuschauer gedachte Piscatortheater wurde nicht gebaut. Piscator drängte auf einen schnellen Baubeginn und hatte die Finanzierung weitgehend gesichert, als nach erfolgloser Bauplatzsuche die Meinungsverschiedenheit zwischen ihm und Gropius zum Bruch führten. Walter Gropius ließ sich die Grundideen der drei drehbaren Bühnen patentrechtlich am 27. Dezember 1928 sichern. Natürlich provozierte er mit seinem revolutionären Stil und der kommunistischen Weltanschauung Kritik. 1927 sollte er von der Volksbühne verbannt werden, doch 42 Kritiker, Schauspieler, Regisseure und Schriftsteller, darunter Thomas Mann, Ernst Toller und Kurt Tucholsky stellten sich dagegen.

[text4tube⇒]
Verfolgen Sie unsere Beiträge auf text4tube, auf Twitter , Google+ oder auf Facebook.
17.1.16 [Letzte Aktualisierung, online seit 8.8.13]
TIPP: Das ⇒ #Vorarlberger Bloghaus verlinkt interessante Weblogs und findet man auch auf Facebook.

Beachte dort auch weitere Informationen zum Thema unter "Nachschlagen A-Z".

12.1.16

[ #geschichte ] Deutschland, sag mir, wo die Blumen sind!

Seit dem 9. Juni 1939 ist Marlene Dietrich amerikanische Staatsbürgerin,  ab März 1943 unternimmt sie im Auftrag der United States Entertainment Organization eine dreijährige Tournee zur Truppenbetreuung, teilweise gemeinsam mit ihrer Tochter Maria.  Darüber schreibt sie: "Das war das einzig Wichtige, was ich jemals gemacht habe". 

Mitte 1945 betritt sie seit 1932 zum ersten Mal wieder deutschen Boden. Seit Hitlers Machtergreifung hatte sie Deutschland gemieden und selbst die finanziell verlockendsten Angebote ausgeschlagen, für den nationalsozialistischen Film zu arbeiten. Als sie im November 1945 ihre Mutter in Berlin beerdigt, erklärt sie: "Ich fühlte, dass ich nicht nur meine Mutter zu Grabe getragen hatte, sondern dass es das Deutschland, das ich liebte, für mich nicht mehr gibt."


Angeblich verzeihen die Deutschen ihr dieses Engagement nicht: Nach dem Krieg wurde Marlene Dietrich als Verräterin beschimpft, und während einer Deutschlandtournee 1960 soll sie mit Ablehnung empfangen worden sein. Was wie eine prophetische Sicht und eine zutiefst humane Haltung gesehen werden könnte, wird ihr im Nachkriegsdeutschland angelastet. Die Journalisten berichten über ihren Auftritt im Jahre 1960 in Deutschland, dass ihr, der "Verräterin", eine Welle des Hasses entgegen geschlagen habe. Es kommt wohl zu unwürdigen Diskussionen und Ausschreitungen, so wurde sie von Demonstranten mit Plakaten: "Marlene hau ab!" empfangen. Doch ist dies wohl auch die verkürzte Sicht der Medien und Regenbogenorgane, der Journalisten, die sich in den Nachkriegsjahren nicht mehr gerne ihrer eigenen Verstrickungen erinnern wollen und die nicht unschuldig daran sind, sie als US-Vamp darzustellen.


Die Darstellung von Marlene Dietrich als "US-Vamp" durch die deutschen Medien dient deren eigener Entlastung. Es gereicht zum Ruhme, dass sie trotz Zusicherungen lukrativster Gagen, die ihr Hitler und Goebbels persönlich übermitteln ließen, niemals bereit war, den Nazis als Aushängeschild zu dienen: "Ich sah den Terror und das Unrecht. Ich sah die flüchtenden Juden in New York ankommen. Wir selbst haben viele von ihnen über Mittelsmänner in der Schweiz herausgeschleust."


Als die Emigranten kommen, finden sie bei ihr immer Hilfe und Essen. Als sie in das zerbombte Deutschland an der Seite der Befreier zurückkehrt, tingelt sie monatelang in irgendwelchen Verschlägen – für die Deutschen, versteht sich. Ihre Ablehnung des Dritten Reiches war durchaus politisch motiviert, was sie unter anderem durch ihren aktiven Einsatz als "kulturelle Soldatenbetreuerin" im Zweiten Weltkrieg bewies. Sie war zwar nie eine engagierte Widerständlerin. Wie sollte sie das auch im fernen Amerika geworden sein, aber sie zeigte von Anfang an eine instinktive Abneigung gegen das kulturelle und menschliche Banausentum der Nazis und blieb dieser Einstellung immer treu.

[text4tube⇒]

2.6.15

[ #frauen ] Mutter Courage.

Als Helene Weigel am 6. Mai 1971, eine Woche vor ihrem 71. Geburtstag, stirbt, war sie eben noch in Paris auf der Bühne: Siebzigjährig, spielt die Schauspielerin und Intendantin Helene Weigel auf einem Gastspiel in Paris noch einmal die Mutter.

Längst krank, brechen ihr beim Herumgeschwenktwerden auf der Bühne einige Rippen. Sie spielt das Stück zu Ende, absolviert noch einen Empfang, keiner bemerkt etwas.


Sie realisierte durch ihr Schauspiel Brechts episches Theater wie keine andere. Aber so sehr sie als die "Mutter Courage" verkürzt in Erinnerung ist, erbrachte sie vor der Ehe mit Brecht ihre eigenen Leistungen, sie leistete im Exil Unendliches für die Familie, bis zur Organisierung der ersten Nachkriegsaufführung in Chur.

Zum Zeitpunkt ihres Todes war Helene Weigel mehr als 20 Jahre Intendantin des Berliner Ensembles, davon die längste Zeit nach Brechts Tod. Sie reiste nicht als Brechts Witwe in der Welt herum, sondern kümmerte sich um reale Dinge.

[text4tube⇒]

4.7.14

[ #theater ] Lotteriegewinn, Theater und Kinderschänder


Zum erfolgreichen Führen eines Theaters bedarf es auch eines sehr guten Gefühls für die jeweilige Finanzlage. Schikaneder, in den ersten Jahren als Direktor des Theaters an der Wien sehr erfolgreich, konnte das Geld ebenso wenig zusammenhalten, wie die meisten seiner Nachfolger. 

Lotterie-Spiel. Manche setzten ihr ganzes Vermögen dafür ein und waren zwischendurch auch bei der Geldaufbringung recht kreativ: Pálffy z.B. gerät finanziell in Schwierigkeiten. 1819 kommt er mit einer Sensation, die ganz Wien in Aufregung versetzt: Das Theater wird "ausgespielt", verlost. Palffy rechnet mit einem horrenden Gewinn durch den Verkauf der Lose. Er rechnete richtig: Glücklicher Gewinner ist ein auswärtiger Weinhändler. Palffy kauft ihm um einen Bruchteil des durch die Lotterie erzielten Reingewinns das Theater ab und macht ein glänzendes Geschäft. Aber der Ruin kann dennoch nicht verhindert werden. Im Dezember 1826 wird das Theater öffentlich versteigert.


Kinderschänder. Aber auch Kinderschänder vermiesen das Geschäft. Besonders beliebt ist ab 1816 das Kinderballett, das aber ab November 1821 von den Behörden verboten wurde, denn Alois Fürst von Kaunitz-Rietberg hatte jugendlichen Mitglieder, Kinder unter 14 Jahren, missbraucht. Während der adelige Kinderschänder ungestraft davonkam, wurde das Kinderballett verboten. Offenbar waren die Kinder schuld!

Bei diesem besonders krassen Fall konnten aber auch die Behörden nicht mehr zur Gänze wegsehen, auch wenn es sich bei dem Täter um einen Vertreter des Hochadels handelte: Alois Fürst von Kaunitz-Rietberg wurde 1822 verhaftet. Bei seinem Prozess wurden etwa 200 Mädchen, die er, wie es hieß, "fleischlich gebraucht" haben soll, vorgeladen. Der Großteil von ihnen hat im Kinderballett des Theaters an der Wien, wo Kaunitz Stammgast war, getanzt. Im biedermeierlichen Wien hatte er reihenweise präpubertäre Mädchen vergewaltigt und sich eine Privatgalerie mit Aktbildern Minderjähriger angelegt.


Kaunitz wurde lediglich zur Bezahlung der Gerichtskosten verurteilt, der Kaiser verwies ihn immerhin des Hofes und der Stadt, woraufhin Kaunitz in Brünn seinen Neigungen nachgehen durfte. Der adelige Sittenstrolch war ein Enkel des Maria-Theresianischen Staatskanzlers Wenzel Kaunitz (1711-1794) und Schwager des Clemens Fürsten von Metternich. Die aristokratische Libertingage dieser erzkatholischen Fürsten machte offenbar auch vor dem Missbrauch von Kindern nicht halt.

[text4tube⇒]

10.6.14

[ #geschichte ] Der kaiserliche Rinnstein für das soziale Elend

Der Weber" von Max Liebermann 
Kaiser Wilhelm II. schätzte den „sozialdemokratischen“ Dichter und Nobelpreisträger Gerhart Hauptmann nicht.  Nach der Uraufführung der "Die Weber" am 2. Oktober 1893 kündigte der Kaiser Wilhelm II. gar aus Protest seine Loge im Deutschen Theater. 

Gegen die Verleihung des Schillerpreises an Hauptmann legte er 1896 sein Veto ein. Auf Betreiben seines Sohnes, des Kronprinzen Wilhelm, wurde 1913 in Breslau Hauptmanns Festspiel in deutschen Reimen abgesetzt, weil darin das hundertjährige Jubiläum der Befreiungskriege nicht mit Hurrapatriotismus begangen, sondern mit pazifistischen Akzenten versehen wurde.



Gerhart Hauptmanns "Die Weber" spielt sich in "Dreissigers Parchentfabrik" ab, die Anlehnung an den Fabrikanten Zwanziger wohl bewusst vorgenommen. Uraufgeführt wurde das Stück am 26. Februar 1893 nur "privat" im Neuen Theater Berlin. Die erste öffentliche Aufführung folgt erst am 25. September 1894 im Deutschen Theater Berlin. Die Wilhelminischen Zensurbehörden versuchten, die Aufführung der "Weber" mit der Begründung zu verhindern, die im Drama enthaltenen Schilderungen seien dazu angetan, Klassenhass zu erzeugen und könnten zu "einem Anziehungspunkt für den zu Demonstrationen geneigten Teil der Bevölkerung Berlins" werden. Es bedurfte langer gerichtlicher Auseinandersetzungen, ehe das Kgl. Preußische Oberverwaltungsgericht das Verbot der "Weber" aufhob.



Wilhelm II. Er trotzte - bekannt als sturrköpfig, kultur- und bürgerfeindlich - dem Gerichtsentscheid: Wegen der "demoralisierenden Tendenz" der "Weber" kündigte er die kaiserliche Loge im Deutschen Theater. Bereits Webers erstes Stück "Vor Sonnenaufgang" (1889), das den moralischen Verfall mehrerer Bauernfamilien zeigt, die plötzlich zu Wohlstand gelangt sind, als auf ihrem Land Kohlevorkommen entdeckt wurden, führte zu einem Skandal und wurde verboten. Sein Fünfakter "Die Weber" (1892) wurde damals gar als revolutionär aufgefasst. An seinem 50. Geburtstag am 15.11.1912 erhält der Bühnenautor Gerhart Hauptmann per Telegramm die Nachricht, dass ihm der Nobelpreis für Literatur zuerkannt worden ist. Aus aller Welt kommt eine Flut von Glückwünschen, aber die deutsche Obrigkeit schweigt noch immer beleidigt dazu, denn Hauptmann wird für Werke geehrt, die soziale Missstände im kaiserlichen Deutschland bloßstellen. Bald aber zählt der "Revolutionär" zu den Etablierten, wird als Volksdichter gefeiert, doch im Kaiserreich wird ihm von "Allerhöchster Stelle" der Schiller-Preis verweigert.

Rinnsteinkunst. Gegen das konventionelle Kunstverständnis Kaiser Wilhelms II., der von 1898 bis 1901 an der Berliner Siegesallee 32 monumentale Skulpturengruppen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte aufstellen ließ, opponierten viele Avantgarde-Künstler mit ihren Darstellungen aus der Alltagswelt. Von der Berliner Bevölkerung wurde die sogenannte "Siegesallee" als Puppenallee belächelt. Mit der "Rinnsteinrede" zur Eröffnung der Siegesallee am 18. Dezember 1901 hatte der Kaiser die kritischen Reaktionen verstärkt. Sein Verdikt, die künstlerische Moderne sei in den Rinnstein niedergestiegen, da sie das Elend noch scheußlicher hinstelle als es schon sei, wandte sich gegen sogenannte moderne Richtungen und Strömungen. Durch die nachträgliche Veröffentlichung bekam diese Rede eine offizielle Note und verordnete den Kunstgeschmack unter dem Beifall der Konformisten und Konservativen mit höchster Autorität von oben.

[text4tube⇒]    

3.6.14

[ #literatur ] Buchreligion. Die Schrift als göttliches Werk.


Der Begriff Buchreligion bezeichnet Religionen, die eine Heilige Schrift besitzen und diese in schriftlicher Form festgehalten haben. Der Begriff ist in wesentlichen Teilen vom Islam  (arbisch: ‏أهل الكتاب‎ ahl al-kitab) und dessen Religionsverständnis geprägt.  Im traditionellen islamischem Recht waren die Anhänger dieser Glaubensgemeinschaften Schutzbefohlene der Muslime, sogenannte Dhimmis.

Gotthold Ephraim Lessing. Gotthold Ephraim Lessing interessierte sich zeitlebens auch für den Islam, von dem damals noch wenig bekannt ist. Er übersetzte die Werke, die über die arabische Welt informierten: "Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen" (1753; franz. 1750) und Voltaires Aufsätze über Mohammed und die Geschichte der Kreuzzüge; den letzteren hatte er eigens aus dem "Mercure de France" herausgesucht.


Primär ist Lessing der Tradition der Toleranzforderung in den drei Buchreligionen Judentum, Islam und Christentum nachgegangenen, mit geradezu terminologischer Exaktheit spiegeln sich seine Funde und Ergebnisse in seinem dramatischen Gedicht "Nathan der Weise".

Im Drama "Nathan der Weise" spricht Lessing ein in der Aufklärung zentrales Thema an, nämlich den Gedanken der Toleranz und Wahrhaftigkeit der Religionen. Geradezu vorbildlich aufklärerisch ist diese Antwort des Pastorensohns auf die Streitfrage, welche der drei Religionen - Judentum, Christentum, Islam - Gott wohlgefälliger sei: alle - oder keine.

[text4tube⇒]

2.6.14

[ #theater ] Hello Dolly aus Krähwinkel.

In dem Revolutionsstück "Freiheit in Krähwinkel", das im Jahr 1848 uraufgeführt wurde, wird unmittelbar politische Kritik laut – Nestroy wendet sich darin gegen die Reaktion im deutschen Revolutionsjahr.

Aber der Autor zweifelt gleichfalls an der Wirksamkeit ausschließlich rhetorischer Formulierungen im Revolutionsjargon.


Nestroys komödienhafte, satirische Bühnenstücke dienten auch anderen Schriftstellern als Anregung für das eigenen Schaffen, wie zum Beispiel Ödön von Horváth, Karl Kraus oder Friedrich Dürrenmatt. Nestroys Titel "Einen Jux will er sich machen" (1842) wurde zur literarischen Vorlage von Thornton Wilders Komödie "The Matchmaker" oder zu dem Musical "Hello Dolly".

[text4tube⇒]    

18.5.14

[ #oper ] Uraufführung und Revival

Von weitreichenderer Bedeutung sollte  der "Protagonist" für das Leben von Kurt Weill sein. 

Durch die Zusammenarbeit mit Georg Kaiser lernte er seine Frau Lotte Lenya (Karoline Blaumauer) kennen und setzte seine Uraufführung mit ihr noch vor die Uraufführung: Am 28. Januar 1926 wurden Lotte Lenya und Kurt Weill im Rathaus Charlottenburg standesamtlich getraut.


Kurt Weills erste Oper "Der Protagonist" wird am 27.März 1926 in der Dresdner Semperoper uraufgeführt. Sie ist mit dem expressionistischen Dramatiker Georg Kaiser, entstanden. Kurt Weill, erst 26 Jahre alt geworden und frisch mit Lotte Lenya verheiratet, war schon 1924 mit seinem "Frauentanz" bei den Salzburger Festspielen aufgefallen.


Am 23. Juni 1933 reichte Lotte Lenya allerdings per Post die Scheidung ein und wurde am 18. September 1933 in Potsdam geschieden. 1937 heirateten beide erneut in dem Dorf North Castle, Westchester County. Auf dem Weg zur Trauung vor einem Friedensrichter hatten sie in einem Woolworth-Laden für 50 Cents zwei billige Ringe gekauft.

[text4tube⇒]    

12.5.14

[ #geschichte ] Ablass vom Inferno des Siebten Höllenkreises

Wikimedia: Verkündung des ersten Heiligen Jahres durch Bonifatius VIII. im Jahr 1300 (Freskofragment von Giotto in der Lateransbasilika)

Papst Bonifatius VIII. rief 1300 erstmals ein Heiliges Jahr (Jubeljahr) aus für Pilger, die nach Rom kamen. Das nächste Jubeljahr sollte ursprünglich erst nach 100 Jahren folgen, der Abstand wurde aber immer weiter verringert. Ab 1475 war jedes 25. Jahr ein Jubeljahr.

Cappella degli Scrovegni. Die Arenakapelle mit den Fresken von Giotto di Bondone in Padua ließ deren Bürger Enrico Scrovegni nach dem Erwerb des Grundstücks der seinerzeit abbruchreifen römischen Arena zunächst als Privatkappelle bauen. Die Freskierung durch Giotto, die der Kapelle eine höhere Attraktivität verleihen sollte, war vermutlich abgeschlossen. Diese Kapelle stellte den Höhepunkt der Kunst von Giotto di Bondone dar. Der Freskenzyklus war für die neuen Künstlergenerationen eine Quelle der Inspiration dar und beeinflusste deren malerische Sprache mindestens ein ganzes Jahrhundert lang. Den Auftrag für die Errichtung der Arena-Kapelle ist das früheste Beispiel für eine Privatkapelle oder Privatstiftung.


Enrico Scrovegni hatte die Absicht mit dieser freizügigen und gottesfürchtigen Geste die Frevel seines Vaters, Reginaldo degli Scrovegni, zu sühnen. Dieser war von seinem Zeitgenossen Dante in der "Göttlichen Komödie" in den siebten Höllenkreis unter die Wucherer eingereiht worden. Der Reichtum der Familie muss weithin bekannt gewesen sein, denn Dante nennt in seiner "Divina Commedia" nicht den Namen von Reginaldo degli Scrovegni, sondern begnügt sich ihn durch das Wappen der Familie, eine blaue Sau auf weißem Beutel und seinen Heimatort Padua, zu kennzeichnen. Enrico Scrovegni erhielt durch Papst Benedikt XI. unmittelbar vor der Ausmalung der Kapelle die Absolution. Bereits im März 1304 garantierte Papst Benedikt XI. auch Absolution, für diejenigen, die die Arenakapelle besuchen. Schließlich wurde die Kapelle am 25. März 1305 geweiht.

[text4tube⇒]

5.5.14

[ #oper ] Marian Anderson - Die erste schwarze Sängerin der "Met"

Den ersten Auftritt einer schwarzen Sängerin in der New Yorker "Metropolitan Opera" (Met) feierte Mitte der 1950-er Jahre , und erst gegen Ende ihrer Karriere die amerikanische Künstlerin Marian Anderson in der Oper "Maskenball“ von Guiseppe Verdi. 

Weil sie schwarz war, lehnte 1939 die konservative Frauenvereinigung Daughters of the American Revolution einen Auftritt in der "Constitution Hall" in Washington ab. Aus Protest trat damals die First Lady Eleanor Roosevelt aus der Organisation aus.


Der liberal eingestellte Innenminister Harold Ickes lud die Sängerin daraufhin im folgenden Jahr zu einem Freilichtkonzert am Lincoln Memorial ein, das 75.000 Menschen besuchten. 1942 sang sie dann auf ausdrückliche Einladung der "Töchter der Amerikanischen Revolution" doch noch in der "Constitution Hall".

[text4tube]

1.5.14

[ #literatur ] Mord- und Liebesgeschichte: Agnes Bernauer.

Das Drama "Agnes Bernauer", das den Konflikt zwischen dem Individualrecht auf Freiheit und Liebe sowie der umfassenden Staatsmacht darstellt, wird am 25. März 1852 in München am königlichen Hof- und Nationaltheater uraufgeführt. Des Trauerspiels traurige und wahre Geschichte: Herzog Ernst von Bayern ließ seine Schwiegertochter Agnes Bernauer 1435 in der Donau ertränken.


Mord- und Liebesgeschichte. Der Mord- und Liebesgeschichte liegt ein handfestes Interesse zugrunde. Nach dem Tod Ludwig des Bayern 1347 wurde das Herzogtum auf- und umverteilt. 1392 waren drei Territorien mit Residenzen entstanden: Bayern-Ingolstadt, Bayern-Landshut und Bayern-München. Dort residierte Herzog Ernst in Rivalität zu seinem Bruder Wilhelm III, der jedoch keinen Erben vorweisen konnte. Als Albrecht, Sohn des Herzogs Ernst, sich 1428 unstandesgemäß in die Baderstochter Agnes Bernauer verliebte, sie später heiratete und sogar eine Tochter mit ihr hatte, geriet die Selbständigkeit Bayern-Münchens in Gefahr, weil ein Kind aus dieser Ehe nicht erbberechtigt war und München damit an Landshut oder Ingolstadt gefallen wäre.


[text4tube]