Posts mit dem Label [ #religiöse-musik ] werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label [ #religiöse-musik ] werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

28.9.14

[ #jazz ] Religionenumspannende Kirchenmusik: "A Love Supreme"

Coltrane-Church - San Francisco
"A Love Supreme", John Coltranes Jahrhundertwerk, der Maßstab für die utopische Kraft von Musik, ein Werk von 33 Minuten Dauer, wurde am 9. Juli 1964 zwischen 20 Uhr und Mitternacht aufgenommen. Als Dank und Reverenz an die göttliche Macht. Der Aufnahmeleiter soll Kerzen aufgestellt haben.

Schon seit den fünfziger Jahren wandten sich auch immer mehr schwarze Musiker vom Christentum ab, das sie als "weiße" Religion empfanden. Im Islam fanden sie eine Religion, die ihnen verwandter erschien. Viele Musiker nahmen islamische Namen an: zum Beispiel Shafi Hadi, Rahsaan Roland Kirk, und Art Blakey nannte sich nun Abdullah Ibn Buhaina.

Später, im Lauf der sechziger Jahre, bekannten sich viele Musiker auch zu buddhistischer und hinduistischer Religion. Allgemein war eine Tendenz zu Synthesen verschiedener Religionen zu verzeichnen. Diese "Neue Religiosität" war für die Musik insofern relevant, als sich die Musiker diesen Kulturen auch auf musikalischem Weg näherten. Schon der Hardbop besann sich stark auf die afrikanischen Ursprünge des Jazz zurück und holte sich erstmals seine Anregungen direkt aus Afrika. Viele Platten dieser Zeit beziehen sich auf die Musik Afrikas (z. B. Coltranes Platten "Dial Africa" und "Afro Blue Impressions" oder Art Blakeys Platte "The african beat", auf der etwa ein halbes Dutzend Schlagzeuger zusammenspielen). Der Freejazz in seinem ungestümen Experimentierwillen entdeckte zunächst die Musik Indiens, bald aber die unterschiedlichsten Musikkulturen auf der ganzen Erde. Exotische Instrumente bereicherten die Klangpalette, der indische Sitar beispielsweise wurde für Jahre ein Modeinstrument.

Es scheint, dass christliche Religiosität eine verhältnismäßig geringe Rolle spielte. Gar zu viele dieser jungen Musiker waren auch in jener Perversion christlicher Lehre aufgewachsen, deren Reizworte Sünde, Tod, Leiden lauten. Das "Love Supreme" - das jazzmusikalische Hauptwerk der ganzen Bewegung - ist zwar auch von der kosmischen Alles-ist-Eins-Religiosität des Buddhismus und Hinduismus inspiriert, aber der persönliche Gott des Christentums scheint an zahlreichen Stellen des Textes unmissverständlich durch.


Auszugsweise heißt es in diesem "gift to god":

"Ich will alles tun, was ich kann,
um Deiner, Oh Herr, wert zu sein.
Alles, was ist, hat mit Dir zu tun,
Danke Dir, Gott.
Gott ist. Er war seit je.
Er wird immer sein.
Worte, Klänge, Sprache, Menschen, Erinnerung,
Gedanken, Angst, Zeit:
Es ist alles miteinander verwandt ...
Es ist alles durch Einen gemacht,
Alles in Einem gemacht, -
Gesegnet sei Dein Name.
Gedankenwellen - Herzwellen - alle Schwingungen -
alle Wege führen zu Gott. Danke Dir, Gott.
Die Tatsache schon, dass wir existieren,
ist Beweis Deiner Gegenwart, oh Herr.
Gott atmet durch uns so vollständig -
Und doch so zart, dass wir es kaum fühlen.
Er ist alles, was wir sind.
Danke Dir, Gott ...
Mögen wir niemals vergessen,
Auch im Sonnenschein unseres Lebens,
im Sturm und im Regen:
Überall ist Gott.
Er ist auf allen Wegen und immer da.
Alles Lob sei Dir, oh Gott.
Danke Dir, Gott, Amen."

[text4tube⇒]

4.2.14

[ #religiöse-musik ] Salomon Sulzer - der wohl weltberühmteste Vorarlberger

Die Legende berichtet, dass Salomon Sulzer mit elf Jahren in Hohenems beinahe ertrunken wäre. Die Familie gelobte darauf, ihn zum Kantor ausbilden zu lassen. Tatsächlich bewarb sich Sulzer bereits mit dreizehn Jahren und schaffte über seinen Tod am 17. Januar 1890 hinaus der wohl berühmteste Vorarlberger  zu werden.



Aber wissen wir über diesen bedeutenden Vorarlberger wirklich Bescheid?

[text4tube:::>]

1.2.14

[ #musik ] Muezzin der Türken?


In "Shir Zion II" (1866) des berühmten Hohenemser Rabbiners Salomon Sulzer  nimmt die Tradition  einen größeren Raum ein. Es waren schließlich Chasanim aus dem von Sulzer und seinesgleichen gering geschätzten, orthodox-konservativen Osteuropa, die ihn in Kontakt mit der in Polen und Russland noch liebevoll gepflegten traditionellen Chasanut brachten.




Sie waren nach Wien zu dem respektvoll bewunderten Kantor gekommen, um sich den neuen Stil anzueignen und hinterließen ihrerseits markante Spuren, die sich in "Shir Zion II" nachhaltig bemerkbar machten. 163 von insgesamt 372 Nummern tragen die Bezeichnung "A. W." ("Alte Weise"). Der größere Teil dieser 163 ist natürlich für den Vortrag des Kantors bestimmt, und beeindruckten diese Gesänge und Rezitative die Zeitgenossen als eigenartig und "orientalisch".


Sulzers Version von Jehuda Halevis (Jehuda ben Samuel ha-Levi (arabisch ‏‎ Abu 'l-Hasan ibn Alawi; * um 1075 in Tudela; † 1141) war ein spanisch-jüdischer Philosoph und der bedeutendste sephardische Dichter des Mittelalters)berühmtem Zionslied erinnerte 1866 den Musikkritiker der "Neuen Freien Presse" Eduard Hanslick an den Muezzin der Türken und offenbarte ihm die Verwandtschaft jüdischen und orientalischen Gesangstils. Neben dem kompositorischen Hauptwerk "Shir Zion" in zwei Teilen existieren noch der Band "Dudaim" (1860) mit Chören für Kleinstbesetzung und eine Fülle von Gelegenheitsarbeiten weltlicher Natur.

[text4tube:::>]