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12.5.23

[ #lyrik ] Anhören: Dichter am Winter


[Free mp3] Neben den unzweifelhaften meteorologischen Aufzeichnungen vom Winter gibt es aber auch lyrische Zeugnisse davon.



Bekannte Wintergedichte zum Anhören als kostenlose MP3-Dateien präsentiert von dtv und dem Literatur-Café im Internet: Alle Wintergedichte sind der umfassendsten Sammlung "Deutsche Lyrik von den Anfängen bis zur Gegenwart" (Killy, Walther Hrsg., dtv) entnommen.  Von Goethe bis Trakl ist alles dabei! Auch "Hoffnung" von Emanuel Geibel.


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31.3.23

[ #lyrik ] Vierundzwanzig Frühlingsgedichte - free mp3


Ein Date mit dem Frühling findet man online: 24 Frühlings- und Naturgedichte zum kostenlosen Download als MP3-Datei. Das virtuelle Literatur-Café hat die Frühlingsgedichte in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Taschbenbuch Verlag als kostenlose mp3 hörbar gemacht.

Zusammen mit dem Deutschen Taschenbuch Verlag präsentiet das virtuelle Lkteratur-Café als lyrische Hörbuch-Anthologie 12 vertonte Gedichte zum sofortigen Anhören, zum Download als MP3-Datei oder zum Online-Lesen: Heinrich Heine, Anton G. Leitner, Mascha Kakéko, Johann Wolfgang von Goethe, Rainer Maria Rilke, Joachim Ringelnatz, Eduard Mörike, Alex Dreppec, Richard Dehmel, Brigitte Fuchs, Fritz Deppert, Nikolaus Dominik.



Im Frühling erwachen Natur und Gefühle. Eine Jahreszeit, die viele Dichter inspirierte. Und wer kennt nicht die berühmten Worte Mörikes "Frühling lässt sein blaues Band...". Hundert Frühlingsgedichte hat Gudrun Bull im Taschenbuch "Gedichte für einen Frühlingstag" zusammengestellt, aus dem auch die Gedichte stammen, die als Hördateien in Zusammenarbeit mit dtv vorliegen.

Hugo von Hofmannsthal, Martin Greif, Paul Heyse, Eduard Mörike,  Johann Heinrich Voß, Rainer Maria Rilke, Friedrich Wilhelm Güll,  Johann Wolfgang Goethe,  Theodor Storm, Joseph von Eichendorff, Friedrich von Hagedorn, Heinrich Heine

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26.6.18

[ #lyrik ] "Howl" - Von Allen Ginsberg für Carl Solomon


San Francisco, 13. Oktober 1955. In einer ehemaligen Autowerkstatt, welche sich "Six Gallery" nennt, findet eine Lesung statt. 


Allen Ginsberg tritt zur ersten öffentlichen Lesung seines Gedichts "Howl" ("Das Geheul") an. Der exaltierte Vortrag des 29jährigen löst Begeisterungsstürme aus.
Service. Dies ist nur der Hinweis auf einen Beitrag eines hier verlinkten Weblogs, einer Website oder eines Downloads. Mehr erfährt man, wenn man den untenstehenden Links folgt! Nütze auch den Link „[Google Search] ⇒ “. Er liefert allenfalls einen aktuelleren Link im Falle einer Verwaisung und/oder auch zusätzliche oder aktuellere Infos!
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20.6.17

[ #lyrik ] Sommergedichte zum Anhören

Ein Date mit dem Sommer: "Dichter am Sommer". Alle zwölf Sommergedichte sind der Sammlung "Deutsche Lyrik von den Anfängen bis zur Gegenwart" entnommen. Das virtuelle Literatur-Café hat die Sommergedichte in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Taschbenbuch Verlag als kostenlose mp3 hörbar gemacht.


        Friedrich Hölderlin (1770-1843) - Der Sommer (2:05 Min. - 2,0 MB)
        Detlev von Liliencron (1844-1909) - Schöne Junitage (4:11 Min. - 3,9 MB)
        Paul Gerhardt (1607-1676) - Sommergesang (6:08 Min. - 5,6 MB)
        Joseph von Eichendorff (1788-1857) - Mondnacht (9:20 Min. - 4,3 MB)
        Conrad F. Meyer (1825-1898) - Schwüle (4:45 Min. - 4,4 MB)
        Christian Friedrich Hebbel (1813-1863) - Sommerbild (1:05 Min. - 1,0 MB)
        Theodor Storm (1817-1888) - Hinter den Tannen (0:57 Min. - 0,9 MB)
        Georg Trakl (1887-1914) - Sommer (4:18 Min. - 4,0 MB)
        Detlev von Liliencron (1844-1909) - Einen Sommer lang (1:48 Min. - 1,7 MB)
        Hugo von Hofmannsthal (1874-1929) - Blütenreife (1:20 Min. - 1,3 MB)
        Heinrich Heine (1797-1856) - Sommerabend (1:09 Min. - 1,1 MB)
        Georg Trakl (1887-1914) - Sommersneige (3:19 Min. - 3,1 MB)

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11.1.16

[ #geschichte ] Der Pass ist der edelste Teil von einem Menschen

"Der Pass ist der edelste Teil von einem Menschen. Er kommt auch nicht auf so einfache Weise zustand wie ein Mensch. Ein Mensch kann überall zustandkommen, auf die leichtsinnigste Art und ohne gescheiten Grund, aber ein Pass niemals. Dafür wird er auch anerkannt, wenn er gut ist, während ein Mensch noch so gut sein kann und doch nicht anerkannt wird." 
(Bertolt Brecht, "Flüchtlingsgespräche", 1940)


Bert Brechts Biografie ist seit 1933 eine Biografie eines Exilanten. Wiewohl Brecht anfangs ständig damit rechnet, dass das Exil nur von kurzer Dauer sein wird, so erkennt er doch viel rascher als andere, wenn es Zeit ist, ein Land zu verlassen und lässt sich nicht auf nicht abschätzbare Risken ein. Aber noch 1939 - immerhin ist er schon 6 Jahre im Exil - schreibt er:

Schlage keinen Nagel in die Wand           
Wirf den Rock auf den Stuhl           
Warum vorsorgen für vier Tage?           
Du kehrst morgen zurück.


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8.1.16

[ #lyrik ] Oskar Werner reads Rilke: Du musst das Leben nicht verstehen

Oskar Werner in Fahrenheit 451

Oskar Werner liest: "Du musst das Leben nicht verstehen" von Rainer Maria Rilke

Du musst das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest.
Und lass dir jeden Tag geschehen
so wie ein Kind im Weitergehen von jedem Wehen
sich viele Blüten schenken lässt.

Sie aufzusammeln und zu sparen,
das kommt dem Kind nicht in den Sinn.
Es löst sie leise aus den Haaren,
drin sie so gern gefangen waren,
und hält den lieben jungen Jahren
nach neuen seine Hände hin.
Rainer Maria Rilke, 8.1.1898, Berlin-Wilmersdorf




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11.10.14

[ #ausländer ] Sempach - Schweizer


Die Zeit des bereits gärenden Vormärzes hatte auch allerlei Nationalitätsgeschwafel zum Inhalt. 

Während Keller selber mit der Revolution liebäugelt, auch zweimal mit den liberalen Freischarzügen (1844 und 1845) gegen das jesuitische Luzern zieht, hat er nichts mit der Deutschtümelei auf dem Hut. Dagegen sprach sich Gottfried Keller in einem solchen - von ihm verlesenen - Wochenblatt (März 1841) mit aller Deutlichkeit aus, die man heute nicht nur manchem "Völkischen" ans Herz legen könnte sondern auch in der Migrationsdebatte neuerlich einbringen darf.


Gottfried Keller: "... Der Nationalcharakter der Schweizer besteht nicht in den ältesten Ahnen, noch in der Lage des Landes noch sonst in irgend etwas Materiellem; sondern er besteht in ihrer Liebe zur Freiheit, zur Unabhängigkeit, er besteht in ihrer außerordentlichen Anhänglichkeit an das kleine, aber schöne und theure Vaterland, er besteht in ihrem Heimweh, das sie in fremden, wenn auch den schönsten Ländern, befällt.



"Ausländer". Wenn ein Ausländer die schweizerische Staatseinrichtung liebt, wenn er sich glücklicher fühlt bei uns, als in einem monarchischen Staate, wenn er in unsre Sitten und Gebräuche freudig eingeht und überhaupt sich einbürgert, so ist er ein so guter Schweizer, als einer, dessen Väter schon bei Sempach gekämpft haben. ..."

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23.8.14

[ #innovation ] Weltenraumverkehr.


Der August des Jahres 1929 ist voll der Meldungen über die Pläne der Zeppelinbauer.

Von Weltumrundung ist die Rede. Schon 1928 unternahm das deutsche Luftschiff LZ 127 "Graf Zeppelin" seine Jungfernfahrt in die USA. Das 233,5 Meter lange Schiff bot Platz für 20 Passagiere, die während der je nach Wetterlage drei- bis fünftägigen Atlantiküberquerung jeden Komfort genießen konnten. Im August 1929 umfuhr der "Graf Zeppelin", gesponsert unter anderem vom amerikanischen Medienmagnaten William Randolph Hearst, als erstes und bis heute einziges Luftschiff die Erde.


Joachim Ringelnatz veröffentlicht im Jahr 1929 seinen Gedichtzyklus "Flugzeuggedanken". Natürlich fehlt da der Zeppelin nicht. Dabei klingt sein Vers über den Zeppelin vorausschauend. Immerhin ist Einsteins Relativitätstheorie bereits bekannt:

7. August 1929

Ein Zeppelin fliegt übers Meer.
Aber es gibt schon heute
Ganz gut gescheite Leute,
Die interessiert das gar nicht sehr.

Der Weltenraumverkehr floriert
Seit Urzeit, niemals minder.
Wo gut? Wo schlecht? – Das interessiert
Die Greise wie die Kinder.

Was man im Leben sich erwarb,
War Gnade oder Beute.
Da ich Geburtstag feiere, starb
Die Kathi Kobus heute.

Es hat an solchen Tagen –
— — — — — —
Was wollte ich denn eigentlich sagen? –
Es hat ein Jedes was erträumt.
Es hat ein Jedes was versäumt.


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30.6.14

[ #literatur ] Ehe der Globus zerplatzt.

Erich Kästners literarisches Engagement richtet sich nach dem Krieg auf ihm schon zumeist vertraute Bereiche: neben seiner Tätigkeit für den PEN-Club vor allem Kabarett, Journalismus, Jugenderziehung und -literatur, Drehbuch, Herausgebertätigkeit.

In fast jedem Text zeigt sich die Kontinuität seines schriftstellerischen Selbstverständnisses, er bleibt Satiriker, Moralist, Aufklärer, Pädagoge.

Die von ihm so verachtete "Dummheit" nimmt er aufs Korn und vertritt die Idee des jede Gesellschaft allererst humanitär und harmonisch organisierenden Vernunftprinzips. "Der Krieg ist aus. Die Übermenschen sind gegangen. Und die Dichter dürfen wieder ihr altes Amt übernehmen, uns daran zu erinnern, dass wir, wenn schon nicht gut, so doch besser werden sollten. Und wenn nicht aus Liebe und Güte, so um Himmels willen endlich aus Gründen der Vernunft! Ehe der Globus mit einem lauten Knall zerplatzt!"


Einst haben die Kerls auf den Bäumen gehockt,
behaart und mit böser Visage.
Dann hat man sie aus dem Urwald gelockt
und die Welt asphaltiert und aufgestockt,
bis zur dreißigsten Etage.

Da saßen sie nun, den Flöhen entflohn,
in zentralgeheizten Räumen.
Da sitzen sie nun am Telefon.
Und es herrscht noch genau derselbe Ton
wie seinerzeit auf den Bäumen.

Sie hören weit. Sie sehen fern.
Sie sind mit dem Weltall in Fühlung.
Sie putzen die Zähne. Sie atmen modern.
Die Erde ist ein gebildeter Stern
mit sehr viel Wasserspülung.

Sie schießen die Briefschaften durch ein Rohr.
Sie jagen und züchten Mikroben.
Sie versehn die Natur mit allem Komfort.
Sie fliegen steil in den Himmel empor
und bleiben zwei Wochen oben.

Was ihre Verdauung übrigläßt,
das verarbeiten sie zu Watte.
Sie spalten Atome. Sie heilen Inzest.
Und sie stellen durch Stiluntersuchungen fest,
dass Cäsar Plattfüße hatte.

So haben sie mit dem Kopf und dem Mund
Den Fortschritt der Menschheit geschaffen.
Doch davon mal abgesehen und
bei Lichte betrachtet sind sie im Grund
noch immer die alten Affen.

Allerdings verstärkt sich die immer schon vorhandene Resignation in bezug auf die Erziehbarkeit seiner Zeitgenossen; die Skepsis gegenüber dem "Dichteramt" als pädagogische Aufgabe wird deutlicher: "Ich bin der Dichter, der euch anfleht und beschwört. Ihr seid das Volk, das nie auf seine Dichter hört". Wie für viele andere Autoren bedeutete auch für Kästner diese Bücherverbrennung einen wesentlichen Einschnitt in Leben und Werk. Er lernt auch aus dieser Erfahrung, setzt sich im weiteren Verlauf seines Lebens vehement gegen jegliche Zensur ein und erinnert immer wieder an die Bücherverbrennung.

In einer Ansprache auf der Hamburger PEN-Tagung am 10. Mai 1958 sagte Kästner über die Widerstandsmöglichkeit vor und während einer Diktatur: "Im modernen undemokratischen Staat wird der Held zum Anachronismus. Der Held ohne Mikrophone und ohne Zeitungsecho wird zum tragischen Hanswurst (... ). Er wird zum Märtyrer." Die Ereignisse nach 1933 hätten spätestens 1928 "bekämpft" werden müssen, denn: "(...) drohende Diktaturen lassen sich nur bekämpfen, ehe sie die Macht übernommen haben."

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26.6.14

[ #lyrik ] Todesfuge (Originalaufnahme mit Paul Celan)

Paul Celan (*23. November 1920 in Czernowitz, damals Rumänien, heute Ukraine; † vermutlich 20. April 1970 in Paris; eigentlich Paul Antschel, später rumänisiert Ancel, woraus das Anagramm Celan entstand) war ein deutschsprachiger Lyriker.

Die Todesfuge ist Celans bekanntestes Gedicht und gilt als eine der wichtigsten lyrischen Aufarbeitungen des Holocaust.



Todesfuge

Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
er schreibt es und tritt vor das Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor läßt schaufeln ein Grab in der Erde
er befiehlt uns spielt auf nun zum Tanz

Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng

Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf

Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich mittags und morgens wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng

Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus Deutschland

dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith

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11.6.14

[ #lyrik ] Laut und Luise auf dem Heldenplatz.

Erst 1966 war Ernst Jandls Band "Laut und Luise" im Schweizer Walter Verlag erschienen. Ein Entrüstungssturm bricht los. 

Der Verleger des Buchs muss daraufhin mit Jandl den Verlag verlassen. Gerade diese Gedichte werden jedoch den Ruhm des Avantgardisten Jandl begründen helfen. Mit diesem Band änderte sich die Geschichte der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur, und die "experimentelle" Literatur trat in eine neue Phase, die Jandl nun ganz entschieden mitgestaltete. "Laut und Luise" war übrigens ein Denkmal, das er seiner Mutter setzte. Seine Mutter, eine ausgebildete Lehrerin, dichtete selber, verstarb jedoch, als Jandl gerade erst fünfzehn war.


wien: heldenplatz

der glanze heldenplatz zirka
versaggerte in maschenhaftem männchenmeere
drunter auch frauen die ans maskelknie
zu heften heftig sich versuchten, hoffensdick
und brüllzten wesentlich.

verwogener stirnscheitelunterschwang
nach nöten nördlich, kechelte
mit zu-nummernder aufs bluten feilzer, stimme
hinsensend sämmertliche eigenwäscher.

pirsch!
döppelte der gottelbock von Sa-Atz zu Sa-Atz
mit hünig sprenkem stimmstummel
balzerig würmelte es im männechensee
und den weibern ward so pfingstig ums heil
zumahn: wenn ein knie-ender sie hirschelte.

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9.6.14

[ #hymne ] Großdeutscher Gartenzwerg.

Heinrich Hoffmann von Fallersleben wird sowohl von Liberalen als auch Nationalen beansprucht. Seine Rolle als Demokrat gilt als umstritten.

Die Nazis hatten sich ebenfalls seiner bemächtigt, auch wenn sie mit der Losung "Einigkeit, Recht und Freiheit" des Deutschlandliedes keine Freude hatten. Ein nicht unerheblicher Werkteil Fallersleben war aber nicht nur nationalistisch und chauvinistisch, sondern gar antisemitischer Tendenz.


Wolf Biermann formulierte es in der WELT so: "Wenn er mit seinen Versen für den Fortschritt kämpfte, nämlich für ein geeintes Deutschland, dann hinkte er automatisch hinter dem Zustand des avancierten Weltgeistes in Frankreich und England und sogar Russland hinterher. Hoffmanns größere Zeitgenossen, etwa der alte Goethe, der gleichaltrige Heine, waren damals schon zwei Riesenschritte weiter. Sie fühlen sich längst als Citoyens der Menschheit à la Jean-Jacques Rousseau und nicht hauptsächlich als patriotische großdeutsche Gartenzwerge."

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7.6.14

[ #lyrik ] Verlorene Quellen.

Paul Boldt gehörte zu den rätselhaftesten Figuren des Frühexpressionismus. Über seine Biographie ist nur wenig bekannt.

Er ist auch heute noch in der Forschung wenig beachtet worden und wird es wahrscheinlich auch bleiben, da einfach zu wenig Material übrig geblieben ist. Einer der wenigen, die sich in den letzten Jahren mit ihm beschäftigt hatten, war Marcel Reich-Ranicki: "Was immer er schrieb, er war zum Bersten voll mit Empfindungen und Ängsten, mit Bildern und Geschichten."


Im März 1933 wird das große Archiv von Franz Pfemfert von den Nazis beschlagnahmt und verbrannt. Der Rest des Nachlasses ist auf einer Schiffs-Havarie 1955 verloren gegangen. Der Koffer mit dem Nachlass von Paul Boldt ging bei der Flucht seiner Halbschwester Jenny Horst von Westpreußen nach Thüringen 1945 verloren.

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30.5.14

[ #lyrik ] Georg Trakl - Das Gesamtwerk - digital

Der digitale und kostenlose "Band" umfasst das Gesamtwerk Georg Trakls (Gedichte, Lyrik, Prosa, Fragmente, Nachlass etc.) und ist Freeware, d.h. kostenlos. 

Es ist aber viel mehr als nur ein digitalisierter Text: Besonders die Volltextsuche mit bis zu drei Suchbegriffen (Und / Oder) ermöglicht eine gute Recherchemöglichkeit.

Oskar Werner liest Georg Trakl - Gesang zur Nacht I - XI




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5.5.14

[ #literatur ] Seit ich liebe, muss ich leiden.

"Eckermann und Goethe - Blaserohr und Flöte", so spottete der Dichter Nikolaus Lenau (1802-1850). Heinrich Heine schimpfte ihn Viehtreiber und Goethes Papagei. Als einen der ihren wollten die deutschen Dichter den Hausierersohn Johann Peter Eckermann offensichtlich nicht anerkennen. 

Freilich folgen diesem Urteil nicht alle Zeitgenossen. Nietzsche etwa nannte Eckermanns "Gespräche mit Goethe" das beste deutsche Buch und hob den Goethe-Verehrer Eckermann gar in den Olymp deutscher Prosaliteraten.

Erst spät vermochte Johann Peter Eckermann auf Grund seiner Armut zu heiraten, wiewohl er sich schon 1819 mit der damals siebzehnjährigen Johanna Bertram verlobt hatte. Trotz der anhaltenden finanziellen Notlage heiratet er am 9. November 1831 endlich seine langjährige Verlobte. Diese bringt nach einer zuvor erlittenen Fehlgeburt am 26. März 1834 den gemeinsamen Sohn Johann Friedrich Wolfgang zur Welt. Wenige Wochen darauf stirbt sie am 30. April 1834 im Alter von nur zweiunddreißig Jahren.


Johann Peter Eckermann: Wahl - Aus der Sammlung Liebesgedichte. Erste Epoche

Seit ich liebe
Muss ich leiden.
Eh ich liebte
Hatt' ich tausend Freuden,
Hatte Ruh!
O du mein altes Glück,
Komm, ach komm zurück!

Und doch lass ich
Alle Freuden,
Mag am süßen
Leid mich lieber weiden,
Immer zu!
Was sollt' alle das Glück!
Alle die Ruh! —

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