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17.1.16

[ #oper ] Kreativer Widerstand

Anders als andere schwarze Künstler war Marian Anderson nicht in der Bürgerrechtsbewegung an vorderster Stelle. Obwohl sie 1925 unter 300 Bewerbern den ersten Preis eines wichtigen New Yorker Gesangswettbewerbs gewann und vier Jahre später erstmals in der "Carnegie Hall" auftrat, stand ihrer Karriere in den USA ein Hindernis im Weg: eben die falsche Hautfarbe. 

Andersons Größe wurde zunächst in Europa erkannt, wo sie 1930 ihr Debüt gab. Fünf Jahre später holte sie der Impressario Sol Hurok in die USA zurück, wo ihr Auftritt in der "Town Hall" von New York im Dezember 1935 zum Triumph wurde.


Aber ohne großen Lärm engagierte sie sich doch: In den vierziger Jahren umging sie bei ihren Konzerten die in einigen Bundesstaaten gesetzlich vorgeschriebene Rassentrennung im Theater geschickt: Das Publikum war immer noch nach Weißen und Schwarzen getrennt. Bei einem Marian Anderson-Konzert wurden die Sitzreihen jedoch so belegt, dass in der Reihe links vom Gang die Weißen saßen und in der Reihe rechts die Schwarzen. In der Reihe dahinter war es genau umgekehrt. So einfach mischte sie das Publikum.


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3.1.16

[ #krieg ] Die Mythen des 3.Jänner 1647: Zwischen Occupy und Klushund

Ein Stumme (!) als Opernheldin. Eine Occupybewegung. Ein Robin Hood. Ein neuer Staat. Ein Verräter und ein schwarzer Hund.

Ein Steueredikt des Spanischen Vizekönigs von Neapel vom 3.Januar 1647 führt für Masaniello zu einer zehntägigen Karriere als Anführer einer Occupybewegung. Er wird zwar gemeuchelt aber die Vertonung seines Aufstandes in der Oper "La Muette de Portici" durch Daniel-François-Esprit Auber führt 1830 zu einem neuen Staat: Belgien.

Just an jenem für Neapel so bedeutsamen Tag, dem 3. Januar 1647 ließ der schwedische Oberbefehlshaber General Gustav Wrangel zum Angriff auf Bregenz blasen und Vorarlberg plündern. Der Wert der Beute sei enorm gewesen. Die Sage vom Goldenen Kegelspiel in Hohenems (Klushund) deutet ja eben auch darauf hin.

Die Besatzung und der Raubzug waren nur von kurzer Dauer. Weniger wegen der Wehrhaftigkeit der Vorarlberger, sondern der allgemeinen Kriegscmüdigkeit. Schon am 18. Februar 1647 wurde in Osnabrück der kaiserlich-schwedische Vorvertrag zum Westfälischen Frieden unterzeichnet. Bevor sich die Schweden allerdings wieder aus Vorarlberg zurückzogen, sprengten sie das Schloss Hohenbregenz.


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17.8.15

[ #musik ] Zivile und musikalische Konfrontationen

Berühmt ist Gottfried von Einems Rauswurf aus den Salzburger Festpiele-Direktoriums im Dezember 1951 wegen seiner erfolgreichen Fürsprache für Bertold Brecht für eine Einbürgerung in Österreich.

Stets ist auch Gottfried von Einems Bestreben, "seine Musik zu schreiben", egal ob diese Teilen seines Publikums als zu modern oder wiederum anderen als zu konservativ erscheint.


In seinem kompositorischen Schaffen errangen vor allem seine Opernkompositionen größeren Bekanntheitsgrad, wie "Der Prozess" nach Franz Kafka (Uraufführung Salzburg 1953) oder "Der Besuch der alten Dame" nach Friedrich Dürrenmatt (Uraufführung Wien 1971). Gemeinsam mit seiner zweiten Frau Lotte Ingrisch als Librettistin entstanden die Mysterienoper "Jesu Hochzeit" (1980) und das Spätwerk "Der Tulifant" (1990). Wegen seiner Mysterienoper "Jesu Hochzeit" kommt es zu öffentlichen Konfrontationen, denen Einem nicht ausweicht, sondern sich mit Selbstbewusstsein stellt. 1995 erscheint Einems Autobiographie "Ich hab‘ unendlich viel erlebt".


In den letzten Jahren schrieb er zumeist die Musik zu Librettotexten seiner zweiten Frau, der Schriftstellerin Lotte Ingrisch aus Wien. Sein letztes Werk, ein "Tier-Requiem" ebenfalls nach Texten von Ingrisch, war im Juni 1996 in Wien erfolgreich uraufgeführt worden. Der Künstler, der neben Opern auch noch Ballette, Chor-, Orchester- und Kammermusik sowie Lieder komponierte, gilt sowohl in seinem Opernschaffen als auch in seinen Instrumentalwerken als ein Vertreter der gemäßigten Moderne.

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28.12.14

[ #oper ] Die Übergabe des Zopfes Karls des Großen an die Friseur-Innung zu Schilda

Von 1833 bis April 1845 war Albert Lortzing in Leipzig, zuletzt als Kapellmeister. 

Das war seine Erfolgszeit: hier entstanden unter anderem "Zar und Zimmermann", "Hans Sachs", "Der Wildschütz", "Undine" und "Der Waffenschmied", der dann 1845 in Wien uraufgeführt wurde. In Leipzig war Lortzing von Anfang an Mitglied der "Tunnelgesellschaft".


Er war allerdings als gefeierter Schauspieler und Komödiant dorthin gekommen, als Komponist wurde er erst im Laufe der Jahre der Lortzing. Aber davon können alle Multitalente ein Lied singen: bis da mal anerkannt wird - wie bei Lortzing - dass ein Schauspieler auch Dichter und gar Komponist sein kann, vom Sänger und Dirigenten gar nicht zu reden, das dauert. Lortzing hat seine Kindheit ja quasi in der Theaterkulisse verbracht und ist sehr früh schon Schauspieler und als solcher berühmt geworden: mit seinen Eltern ist er durch die Lande getingelt - viel auch im Rheinland - hatte das Tingeln im Laufe der Jahre aber langsam satt bekommen und war froh, in Leipzig am Stadttheater mit 32 Jahren endlich ein festes Engagement zu bekommen. Er bewegte sich gerne und sicher in Gesellschaft, war ein beliebter Künstler und Mensch. Er traf sich mit aufmüpfigen Literaten, befreundete sich mit Robert Blum (1807-1848) und hielt Kontakt zu seinen Komponistenkollegen Robert Schumann (1810-1856) und Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847), die sich zu dieser Zeit ebenfalls in Leipzig niedergelassen hatten.


Tunnelgesellschaft. Kein Wunder, dass er direkt im "Tunnel-Club über der Pleiße" Aufnahme fand. Das war ein witzig literarischer Debattier-Club, wie der Name ja schon andeutet, jeden Samstag traf man sich um "lm Namen Till Eulenspiegels tunnelinternen Blödsinn" zu treiben, natürlich auf hohem Niveau, denn hier war alles versammelt, was in Leipzig Rang und Namen hatte. Friedrich Wieck, der Vater von Clara Wieck, späterer Schumann, war genau so Mitglied im Tunnel wie Anton Philipp Reclam, der Verleger oder der damals hochgeschätzte Komponist Heinrich Marschner. Während die junge Avantgarde, z.B. Robert Schumann, im Kaffeebaum residierte, trafen sich die Arrivierten in der Tunnelgesellschaft.


Die Übergabe des Zopfes Karls des Großen an die Friseur-Innung zu Schilda. Wegen der Zensur sprach man dort gerne in einer Art Geheimsprache und war sich in der politischen Abneigung gegen das Philistertum und in den Träumen einer deutschen Einheit einig. Lortzing schrieb für sie Werke wie "Die Übergabe des Zopfes Karls des Großen an die Friseur-Innung zu Schilda", natürlich Text und Musik, eine Parodie auf die damalige Mode die Vergangenheit zu verklären, die der Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. in Gang gesetzt hatte. Man könnte sagen, dass Lortzing hier seinen kabarettistischen Talenten freien Lauf lassen konnte. 1843 wurde er sogar Musikdirektor im "Tunnel-Club".

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4.10.14

[ #oper ] Weltliche Erbauung obsiegt über die religiöse

Am 3. August 1778 wurde in Mailand die heutzutage berühmteste Oper der Welt, die Scala, eröffnet. 

Entworfen und gebaut hat das Opernhaus der in Foligno geborene italienische Architekt und Mailänder Hofbaumeister Giuseppe Piermarini. Die Kaiserin Maria Theresia subventionierte, der Adel spendete und nach 23 Monaten Bauzeit war der Entwurf des Architekten Giuseppe Piermarini umgesetzt.

Zur Eröffnung wurde die Oper "Europa riconosciuta" des Mozartkonkurrenten Antonio Salieri aufgeführt. 1943 wurde das "Teatro della Scala" zerstört und 1946 in seiner alten Form wiederaufgebaut. Wieder eröffnet wurde das Opernhaus nach einer umfassenden Generalrenovierung am 7. Dezember 2004 mit der Oper, die zur Ersteröffnung uraufgeführt wurde: "L'Europa riconosciuta" ("Die wiedererkannte Europa), eine  ernste”italienische Oper, in zwei Akten von Antonio Salieri auf einen Text von Mattia Verazi.


Die Kaiserin Maria Theresia, zugleich Herzogin von Mailand, schenkte ein Grundstück, ein zweites wurde hinzuerworben und die darauf stehende, 1381 erbaute gotische Kirche noch im August 1776 mit kaiserlicher Erlaubnis abgerissen. Die Scala wurde 1778 erbaut, nachdem ein Feuer das vordem bestehende Teatro Regio Ducale zerstört hatte.


Anderthalb Millionen Lire, damals eine gewaltige Summe, "spendete" der opernbegeisterte Mailänder Adel gewissermaßen sich selbst für die Logen, die, mit den jeweiligen Wappen geschmückt und von den Inhabern nach Gutdünken ausgestattet, als eine Art Erbpacht im Besitz der Familien blieben. Die prächtig gestalteteten Balkons waren Eigentum der bedeutenden Mailänder Familien. Der mittlere Balkon Palco Reale war Eigentum der Herrscherfamilie Mailands.


Hier traf man sich, um gesehen zu werden, die Theateraufführung war oftmals nur Kulisse. Der Adel residierte schon am frühen Nachmittag. Man tauschte den neuesten Klatsch aus, bewunderte die Roben, schloss Eheverträge und spielte lautstark Karten. Irgendwann begann dann, wenig beachtet, die Vorstellung. Kaum war das Haus fertig, spielte sich - wie erwartet - das gesellschaftliche Leben in der "Scala" ab. Die Logen mit ihren Nebenräumen hatte man zwar an Adelsfamilien verkauft, aber es gab auch Leute, die wegen der Musik in die Oper gingen, und die stellten bald fest, dass dieses Opernhaus eine einmalige Akustik hat.

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10.7.14

[ #oper ] Ohrwurmschmerzen.

Der Freischütz von Carl Maria von Weber wurde schon nach der Uraufführung unverzüglich so populär, dass man offenbar nicht durch die Stadt gehen konnte, ohne Freischütz-Melodien in irgendeiner Form zu Gehör zu bekommen. Und das lange vor der Dauerbeschallung durch mp3s, Radio und Kauflaunehebungsschall im Supermarkt.



In seinen "Briefen aus Berlin" hat sich Heinrich Heine ironisch darüber beklagt: 

"Haben Sie noch nicht Maria von Webers 'Freischütz' gehört? Nein? Unglücklicher Mann! Aber haben Sie nicht wenigstens aus dieser Oper das 'Lied der Brautjungfern' oder kurzweg den 'Jungfernkranz' gehört? Nein? Glücklicher Mann! Wenn Sie vom Hallischen bis zum Oranienburger Tore gehen, hören Sie jetzt immer und ewig dieselbe Melodie, das Lied aller Lieder: den 'Jungfernkranz'. Wie man in den Goetheschen Elegien den armen Briten von dem 'Marlborough s'en va-t-en guerre' durch alle Länder verfolgt sieht, so werde ich auch von morgens früh bis spät in die Nacht verfolgt durch das Lied:

        Wir winden Dir den Jungfernkranz
        Mit veilchenblauer Seide;
        Wir führen dich zu Spiel und Tanz, 
Zu Lust und Hochzeitsfreude.
        Chor:
        Schöner, schöner, schöner grüner Jungfernkranz,
        mit veilchenblauer Seide, mit veilchenblauer Seide!

Bin ich mit noch so guter Laune des Morgens aufgestanden, so wird doch gleich alle meine Heiterkeit fortgeärgert, wenn schon früh die Schuljugend, den 'Jungfernkranz' zwitschernd, bei meinem Fenster vorbeizieht. Es dauert keine Stunde, und die Tochter meiner Wirtin steht auf mit ihrem 'Jungfernkranz'. Ich höre meinen Barbier den 'Jungfernkranz' die Treppe heraufsingen. Die kleine Wäscherin kommt 'mit Lavendel, Myrt' und Thymian'. So geht's fort. Mein Kopf dröhnt. Ich kann's nicht aushalten, eile aus dem Hause und werfe mich mit meinem Ärger in eine Droschke. Gut, dass ich durch das Rädergerassel nicht singen höre. Bei ... steig' ich ab. Ist's Fräulein zu sprechen? Der Diener läuft. 'Ja.' Die Türe fliegt auf. Die Holde sitzt am Pianoforte und empfängt mich mit einem süßen:

'Wo bleibt der schmucke Freiersmann? Ich kann ihn kaum erwarten.' –

Sie singen wie ein Engel! ruf´ ich mit krampfhafter Freundlichkeit. 'Ich will noch mal von vorne anfangen', lispelt die Gütige und sie windet wieder ihren 'Jungfernkranz' und windet und windet ...".




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10.6.14

[ #radio ] Opernsendespiel.

Bereits gegen Ende der 20er Jahre machten sich die Musikverantwortlichen der Rundfunkanstalten Gedanken darüber, wie denn ein rundfunkspezifisches Musikstück klingen und welche bildende bzw. unterhaltende Funktion es im Programm der Sender haben sollte. Heute übertragen die großen Opernhäuser der Welt ihre Inszenierungen in Kinosäle.

Aufgrund der noch unzureichenden technischen Voraussetzungen des neuen Mediums entstand in der Weimarer Republik eine spezifische Rundfunkmusik, die durch besondere Eigenschaften in der Instrumentation und der Satztechnik die aufnahme- und sendetechnischen Einschränkungen ausgleichen sollte. Als übertragungstechnisch problematisch galten Pauken, Trommeln, Becken, Orgeln, Hörner, Bässe und Klaviere. In den 20er Jahren entstanden auch die für das Medium Radio spezifische Gattungen der Funkoper, oder besser das so genannte Opernsendespiel.

Das erste, das über den Berliner Sender ging, war eine Studioversion von Mozarts Hochzeit des Figaro. Im Unterschied zur Übertragung einer Oper von der Bühne herab, bei der sich die Tontechnik darauf beschränken musste, das vorhandene Klangbild so gut wie möglich abzubilden, wurden beim Opernsendespiel Solisten, Chor und Orchester so aufgestellt, dass eine optimale technische Wiedergabe gewährleistet war. Die Platzierung der Künstler in den Senderäumen war also völlig anders als im Opernhaus. Erst Jahre später, als sich die Qualität der Aufnahmetechnik und speziell der Mikrofone wesentlich verbessert hatte, konnte man zur Bühne zurückkehren, und das Opernsendespiel wurde zu einer nur noch historisch interessanten Etappe in der Entwicklung der Rundfunkmusik. 1931 veranstaltete Deutschland die erste weltweite Originalübertragung: aus dem Festspielhaus in Bayreuth ging Richard Wagners Oper Tristan und Isolde live um die Erde.


Heute werden Opern in die Kinosäle übertragen. Man hat damit zwar ein neues Publikum erreicht aber auch die Oper hat sich damit verändert. Die Inszenierungen sind mehr und mehr auf die Live-Übertragungsmöglichkeiten aus- und hergerichtet. Das Problem ist ähnlich dem Beginn der Rundfunkübertragungen und dem Opernsendespiel.

Die MET, also die ehrwürdige Metropolitan Opera überträgt seit Dezember 2006 ("Metropolitan Opera: Live in HD") in viele Kinosäle der Welt ihre Aufführungen in HD-Qualität und hat damit nicht nur hunderttausende neue Fans gewonnen sondern auch ihre Einnahmen beträchtlich verbessert. Ein Weg, den man schon bei den Bregenzer Festspielen mit eben Verdis Maskenball in ähnlicher Weise zu gehen suchte.

Pionierleistung der Bregenzer Festspiele. Im Sommer 1999 war die Verdi-Oper Maskenball in einer spektakulären Inszenierung von Richard Jones und Antony McDonald zu sehen. Marcello Viotti leitete die Wiener Symphoniker. Es sangen Stephen O'Mara, Lado Ataneli und Jeanne-Michèle Charbonnet. Begleitet war die Aufführung von einer weiteren geradezu sensationellen Neuerung: Die gesamte Aufführung wurde live im WorldWideWeb mit englischen und deutschen Untertiteln übertragen, bei angeblich bester Bild- und Tonqualität. Der Erfolg der Online-Premiere blieb damals freilich noch recht bescheiden. Etwas mehr als 1.200 Musikliebhaber verfolgten via Internet die Online-Premiere von Verdis "Maskenball" in der Live-Übertragung von der Seebühne in Bregenz. Freilich war das 1999 als man noch monatelang auf den teuren ISDN-Anschluss warten musste und die Downloadgebühren noch kosteteten.

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5.6.14

[ #geschichte ] Von der "Versuchsanordnung Wien 77" zur "Fang-Kommission".

Mackenzie Thomas: "Tristram Carried His Love Away" in: Arthur and His Knights von Christine Chaundler. London: Nisbet and Co. Ltd., 1920.
Versuchsanordnung Wien 77. Als eine der ersten Amtshandlungen als bairischer König ließ Ludwig II. 1864 den gerade flüchtigen Richard Wagner aufspüren und nach München holen. Wagner hatte sich zuvor in Wien aufgehalten, um sein neuestes Werk "Tristan und Isolde" an der Hofoper zu proben. Nach 77 Versuchen bliesen die Wiener das Projekt als "unspielbar" ab, man hatte dort wenig übrig für Wagners musikalische Mythen-Maschinen. Der Komponist nahm Reißaus, zumal die Gläubiger hinter dem chronisch Verschuldeten her waren. Richard Wagner war als König Ludwig's II. "Findelkind" seine Schulden und Probleme allesamt los, er bekam Bayreuth und vieles mehr. Die Bayern bekamen aber erst die Probleme und eine Verschuldung, die sie an den Rand des Staatsbankrotts brachten.



Fangkommission. Das Leben und Schicksal von Ludwig II. von Bayern wurde in Filmen, Theaterstücken und Musicals verewigt. Als steinerne Zeugen seiner Eigenwilligkeit ziehen seine Schlösser jährlich Millionen Besucher an. Just am 10. Juni 1886 wird der für unheilbar verrückt erklärte Ludwig II. abgesetzt. Doch so einfach ging das nicht. Um ihm die Nachricht von seiner Absetzung zu überbringen, schickte man eine Staatskommission zum nahe gelegenen Schloss Hohenschwangau. In höchst geheimer Mission. Ein abtrünniger Kutscher eilte allerdings nach Neuschwanstein voraus und warnte Ludwig. Der ließ flugs das Schloss absperren, so dass seine Gendarmen den halbherzigen Angriff aus München locker abschmettern konnten. Man rechnete auch nicht mit der Königstreue einiger Allgäuer Bauern, die sich der "Fang-Kommission" wacker in den Weg stellten. Die Blamage war erst mal perfekt.



Das was sich danach allerdings abspielte, schafft reichlich Mythen. Am 12. Juni ergab er sich in sein Schicksal und wurde widerstandslos nach Berg am Starnberger See gebracht. Dort hatte man Ludwigs kleines Königsschloss vorsorglich in eine Privatirrenanstalt umgewandelt und rund um die Uhr bewacht. Ein Wahnsinniger ist ja gefährlich, dachte man schon damals, und stellte für Ludwigs Spaziergänge mit dem Irrenarzt Dr. von Gudden Wachpersonal ab. Aber schon am folgenden Tag ruderten Gudden und Ludwig auf dem See. Beide wurden tot herausgefischt. Kein Wunder, dass sich neben Verschwörungstheoretikern auch Literatur und Bühne des Themas annahm. Schließlich war auch das Gutachten über die Entmündigung nur eine Ferndiagnose und mit reichlich Mängeln behaftet, schon im Vorhinein feststehend.

Josef Kainz. Ludwig hatte sich seit jeher für das Theater begeistert. Doch er hatte diese Theatervorführungen nie als gesellschaftliche Anlässe betrachtet. Das Publikum störte ihn, sodass er ab 1872 Separatvorführungen durchführte, bei denen er der einzige Zuschauer war. Damit verwandelte er das Theater in ein Individual-Medium. In einer dieser insgesamt 209 Separatvorführungen hatte er auch Josef Kainz zum ersten Mal auf der Bühne gesehen. Die Vorführung hat ihm so gut gefallen, dass sie gleich zwei Mal wiederholt werden musste. Dann lud er ihn auf sein Schloss ein und bereist mit ihm inkognito die Schweiz.

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18.5.14

[ #oper ] Uraufführung und Revival

Von weitreichenderer Bedeutung sollte  der "Protagonist" für das Leben von Kurt Weill sein. 

Durch die Zusammenarbeit mit Georg Kaiser lernte er seine Frau Lotte Lenya (Karoline Blaumauer) kennen und setzte seine Uraufführung mit ihr noch vor die Uraufführung: Am 28. Januar 1926 wurden Lotte Lenya und Kurt Weill im Rathaus Charlottenburg standesamtlich getraut.


Kurt Weills erste Oper "Der Protagonist" wird am 27.März 1926 in der Dresdner Semperoper uraufgeführt. Sie ist mit dem expressionistischen Dramatiker Georg Kaiser, entstanden. Kurt Weill, erst 26 Jahre alt geworden und frisch mit Lotte Lenya verheiratet, war schon 1924 mit seinem "Frauentanz" bei den Salzburger Festspielen aufgefallen.


Am 23. Juni 1933 reichte Lotte Lenya allerdings per Post die Scheidung ein und wurde am 18. September 1933 in Potsdam geschieden. 1937 heirateten beide erneut in dem Dorf North Castle, Westchester County. Auf dem Weg zur Trauung vor einem Friedensrichter hatten sie in einem Woolworth-Laden für 50 Cents zwei billige Ringe gekauft.

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5.5.14

[ #oper ] Marian Anderson - Die erste schwarze Sängerin der "Met"

Den ersten Auftritt einer schwarzen Sängerin in der New Yorker "Metropolitan Opera" (Met) feierte Mitte der 1950-er Jahre , und erst gegen Ende ihrer Karriere die amerikanische Künstlerin Marian Anderson in der Oper "Maskenball“ von Guiseppe Verdi. 

Weil sie schwarz war, lehnte 1939 die konservative Frauenvereinigung Daughters of the American Revolution einen Auftritt in der "Constitution Hall" in Washington ab. Aus Protest trat damals die First Lady Eleanor Roosevelt aus der Organisation aus.


Der liberal eingestellte Innenminister Harold Ickes lud die Sängerin daraufhin im folgenden Jahr zu einem Freilichtkonzert am Lincoln Memorial ein, das 75.000 Menschen besuchten. 1942 sang sie dann auf ausdrückliche Einladung der "Töchter der Amerikanischen Revolution" doch noch in der "Constitution Hall".

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