2.7.14

[ #musik ] Jüdischer Neger.

Bis zum 14. Juni 1938 war die NS-Ausstellung ""Entartete Musik"  in Düsseldorf zu sehen, danach wurde sie noch in Weimar, München und Wien gezeigt, bis der Kriegsbeginn diesem Spuk ein Ende bereitete. 

Auf der Titelseite der Ausstellungs-Broschüre prangte eine infame Zeichnung, die einen schwarzen Jazzmusiker mit Saxophon zeigte. Was an dieser Karikatur provozierte, war nicht allein das bewusst vergröberte Gesicht, das im Kontrast zur Kleidung stand, zu Frack und Zylinder. Mehr noch erstaunte der große Judenstern, den dieser Musiker statt einer Nelke im Knopfloch trug. Man bedenke: "Erst" ab dem 23. November 1939 hatten Juden (nach Definition der Verordnung zu den Nürnberger Gesetzen) im von deutschen Truppen besetzten Polen und ab dem 19. September 1941 die Juden im Deutschen Reich vom vollendeten sechsten Lebensjahr an aufgrund der Polizeiverordnung über die Kennzeichnung der Juden vom 1. September 1941 den gelben Judenstern "sichtbar auf der linken Brustseite des Kleidungsstückes zu tragen".

Für die Nazis schien diese fiktive Figur der Inbegriff der "Entartung" zu sein: Ein jüdischer Neger, der in europäischer Festkleidung Jazz spielt, der – so sollte die Assoziationsreihe weitergehen – die Primitivität des Urwalds mit dem Abendländischen unverschämt vermischt und verquickt. Kenner erinnerte die Karikatur an ein ähnliches Bild auf den Noten zur Oper "Jonny spielt auf". Gegen die Titelfigur von Ernst Kreneks Erfolgsoper hatten NSDAP-Mitglieder schon vor 1933 protestiert. 1930 war im Land Thüringen, das damals einen NSDAP-Innenminister hatte, ein Erlass "Wider die Negerkultur" veröffentlicht worden. Formuliert hatte ihn eben jener Hans-Severus Ziegler, der später als Staatsrat und Generalintendant in Weimar mit der Ausstellung "Entartete Musik" an seine frühere Aktion anknüpfte.

Offizieller Höhepunkt war neben der Ausstellungseröffnung eine "Kulturpolitische Kundgebung", auf der Propagandaminister Goebbels eine Rede hielt. Richard Strauss hatte eigens zu diesem Zweck ein "Festliches Vorspiel" komponiert, das er auch eigenhändig dirigierte.

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