13.1.16

[ #architektur ] Neues Wohnen: Auch die Meister wohnen zur Miete.

1924 geriet das Staatliche Bauhaus in Weimar infolge politischer Widerstände der thüringischen Regierung in eine Krise. 

Gespräche wegen der Übernahme des Instituts wurden mit Frankfurt am Main, Mannheim und Dessau geführt. Walter Gropius verhandelte 1925 mit Oberbürgermeister Fritz Hesse über die Ansiedlung des Bauhauses in Dessau. Ihm wurde nicht nur der Bau des Schulgebäudes zugesichert, sondern auch der einer Reihe von Wohnhäusern für Bauhausmeister.


Für das Haus des Direktors und die drei Doppelhäuser wurde ein Gelände an der damaligen Burgkühnauer Allee in fußläufiger Entfernung zum Bauhausgebäude gewählt. Wie beim Bauhausgebäude war die Stadt Dessau der Auftraggeber. Die Bauhausmeister wohnten zur Miete, die bedingt durch Größe und besondere Ausstattung der Häuser nicht gering war. Den Künstlern standen hier großzügige Ateliers zur Verfügung, deren verglaste Fronten zu den bemerkenswertesten Gestaltungselementen der Häuser gehören. Neben der Einheit von Form und Funktion ist die intensive Farbgebung - Kandinsky und Klee nutzten ihre Räume zu faszinierenden Experimenten mit dem Gestaltungselement Farbe - bemerkenswert.


Die ersten Bewohner der Meisterhäuser waren Walter Gropius, Laszlo Moholy-Nagy, Georg Muche, Oskar Schlemmer, Wassily Kandinsky, Paul Klee und eben Lyonel Feininger. Mit den Meisterhäusern sollte auch eine neue Art zu wohnen demonstriert werden. Besonders das Haus Gropius wies eine Fülle bemerkenswerter Details auf, vom begehbarem Kleiderschrank über die "Heißwasser-Soda-Dusche" der Spülküche bis zum zusammenschiebbaren Doppelsofa. Auf diesem Gebiet sollte sich die damalige Voraussicht von Gropius bestätigen: "heute wirkt vieles noch als Luxus, was übermorgen zur Norm wird", schrieb er 1930 mit Bezug auf die Innenausstattung der Meisterhäuser.


Die Meisterhäuser wurden in ihrer wechselvollen Geschichte außerordentlich stark in Mitleidenschaft gezogen. Trotzdem zeichnen Sie sich durch eine sehr hohe Bestandsqualität aus. Bereits 1970 unter Denkmalschutz gestellt, konnten die finanziellen Mittel für eine denkmalgerechte Sanierung der Gebäude erst nach 1991 aufgebracht werden. Die Sanierung begann 1992 mit der Instandsetzung des Hauses Feininger. Nach der Aufnahme der Meisterhäuser in die Weltkulturerbeliste der UNESCO 1996 konnten auch die Häuser Kandinsky/Klee und Muche/Schlemer saniert werden. Eine "Stiftung Meisterhäuser" kümmert sich um Organisation von Mitteln zum Erhalt des Weltkulturerbes.

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