10.6.14

[ #radio ] Opernsendespiel.

Bereits gegen Ende der 20er Jahre machten sich die Musikverantwortlichen der Rundfunkanstalten Gedanken darüber, wie denn ein rundfunkspezifisches Musikstück klingen und welche bildende bzw. unterhaltende Funktion es im Programm der Sender haben sollte. Heute übertragen die großen Opernhäuser der Welt ihre Inszenierungen in Kinosäle.

Aufgrund der noch unzureichenden technischen Voraussetzungen des neuen Mediums entstand in der Weimarer Republik eine spezifische Rundfunkmusik, die durch besondere Eigenschaften in der Instrumentation und der Satztechnik die aufnahme- und sendetechnischen Einschränkungen ausgleichen sollte. Als übertragungstechnisch problematisch galten Pauken, Trommeln, Becken, Orgeln, Hörner, Bässe und Klaviere. In den 20er Jahren entstanden auch die für das Medium Radio spezifische Gattungen der Funkoper, oder besser das so genannte Opernsendespiel.

Das erste, das über den Berliner Sender ging, war eine Studioversion von Mozarts Hochzeit des Figaro. Im Unterschied zur Übertragung einer Oper von der Bühne herab, bei der sich die Tontechnik darauf beschränken musste, das vorhandene Klangbild so gut wie möglich abzubilden, wurden beim Opernsendespiel Solisten, Chor und Orchester so aufgestellt, dass eine optimale technische Wiedergabe gewährleistet war. Die Platzierung der Künstler in den Senderäumen war also völlig anders als im Opernhaus. Erst Jahre später, als sich die Qualität der Aufnahmetechnik und speziell der Mikrofone wesentlich verbessert hatte, konnte man zur Bühne zurückkehren, und das Opernsendespiel wurde zu einer nur noch historisch interessanten Etappe in der Entwicklung der Rundfunkmusik. 1931 veranstaltete Deutschland die erste weltweite Originalübertragung: aus dem Festspielhaus in Bayreuth ging Richard Wagners Oper Tristan und Isolde live um die Erde.


Heute werden Opern in die Kinosäle übertragen. Man hat damit zwar ein neues Publikum erreicht aber auch die Oper hat sich damit verändert. Die Inszenierungen sind mehr und mehr auf die Live-Übertragungsmöglichkeiten aus- und hergerichtet. Das Problem ist ähnlich dem Beginn der Rundfunkübertragungen und dem Opernsendespiel.

Die MET, also die ehrwürdige Metropolitan Opera überträgt seit Dezember 2006 ("Metropolitan Opera: Live in HD") in viele Kinosäle der Welt ihre Aufführungen in HD-Qualität und hat damit nicht nur hunderttausende neue Fans gewonnen sondern auch ihre Einnahmen beträchtlich verbessert. Ein Weg, den man schon bei den Bregenzer Festspielen mit eben Verdis Maskenball in ähnlicher Weise zu gehen suchte.

Pionierleistung der Bregenzer Festspiele. Im Sommer 1999 war die Verdi-Oper Maskenball in einer spektakulären Inszenierung von Richard Jones und Antony McDonald zu sehen. Marcello Viotti leitete die Wiener Symphoniker. Es sangen Stephen O'Mara, Lado Ataneli und Jeanne-Michèle Charbonnet. Begleitet war die Aufführung von einer weiteren geradezu sensationellen Neuerung: Die gesamte Aufführung wurde live im WorldWideWeb mit englischen und deutschen Untertiteln übertragen, bei angeblich bester Bild- und Tonqualität. Der Erfolg der Online-Premiere blieb damals freilich noch recht bescheiden. Etwas mehr als 1.200 Musikliebhaber verfolgten via Internet die Online-Premiere von Verdis "Maskenball" in der Live-Übertragung von der Seebühne in Bregenz. Freilich war das 1999 als man noch monatelang auf den teuren ISDN-Anschluss warten musste und die Downloadgebühren noch kosteteten.

[text4tube⇒]