26.6.14

[ #geschichte ] Das Glück und Gelöbnis des Asylwerbers: Bernadette

Die Machtergreifung der Nazis und die Verbrennung auch seiner Werke zwang Franz Werfel mit Alma ins Exil. 

Ab 1933 sah er im Weltgeschehen mehr und mehr das Katastrophale, verfiel zusehends in Pessimismus und setzte als Ersatz für eine gesellschaftliche Perspektive religiöse und mythische Leitbilder. Am 27. Juni 1940 auf der Flucht vor dem vorrückenden deutschen Militär in Lourdes gestrandet, beschäftigte sich Franz Werfel mit der Lokalgeschichte der heilig gesprochenen Bernadette Soubirous. Er gelobte, einen Roman über sie zu schreiben, falls ihm die Flucht nach Amerika gelinge.

Aus diesem Vorsatz wurde "Das Lied von Bernadette", ein Roman, der später in Hollywood erfolgreich verfilmt wurde. Henry Kings stark besetzte, preisgekrönte Filmbiographie mit Jennifer Jones, Vincent Price und Lee J. Cobb, wurde mit vier Oscars ausgezeichnet. Jennifer Jones erhielt für ihr grandioses Filmdebut den Oscar als beste Schauspielerin. Das Werk seines Gelübdes, der Roman "Das Lied von Bernadette" wird beim Verlag Bermann-Fischer in Stockholm und beim Verlag Hamilton in London veröffentlicht. Die Realisierung des Romans ist nicht nur die Erfüllung eines bei der Flucht aus Frankreich 1940 abgelegten Gelübdes sondern erleichterte den Start in der Neuen Welt: In den USA wurde der Roman so erfolgreich verkauft, dass Werfel sich in Beverly Hills ein Haus kaufen konnte.

Alma Mahler-Werfel verließ Wien mit ihrer Tochter fluchtartig, fuhr zuerst nach Prag und dann nach Mailand, wo sie sich mit ihrem verzweifelten Mann traf. Von dort fuhren sie nach Zürich zu Werfels Schwester, dann nach Paris. Ende 1939 überlegen die Werfels, im Besitz eines Visums, in die USA auszureisen, entschließen sich aber das erst dann zu tun, wenn kein Rettungsweg mehr übrig ist oder Krieg ausbricht. Nachdem Hitler am 1. September 1939 den Einmarsch in Polen befiehlt, erklären Frankreich und England Deutschland den Krieg. Mitte September 1939 meldet sich Werfel freiwillig zur tschechoslowakischen Legion, wird aber im Dezember 1939 vom Regimentsarzt als kriegsuntauglich erklärt. Die Werfels leben nun in einem Pariser Hotel in ständiger Angst vor Bombenangriffen und mit dem deutschen Überfall auf Frankreich. Zwischenzeitlich ist das USA-Visum verfallen und die Werfels versuchen die nächsten Wochen verzweifelt, ein neues zu bekommen.


Anfang Juni 1940 marschiert Hitler in Frankreich ein und erobert ohne nennenswerten Widerstand am 14. Juni 1940 Paris. Die Werfels flüchten nun Richtung Spanien und machen sich auf den Weg nach Bordeaux – Biarritz, Bayonne – Hendaye St. Jean-de-Luz. Als die deutschen Truppen an demselben Tag wie die Werfels die Grenzstädte zu Spanien erreichen, flüchten sie weiter nach Pau – der Pyrenäenhauptstadt und von dort aus nach Lourdes, wo sie am 27. Juni 1940 eintreffen. Fünf Wochen bleiben sie in Lourdes und Anfang August erhalten sie Passierscheine zurück nach Marseille. Dort wohnen sie unter falschem Namen und erhielten nach einer persönlichen Intervention des amerikanischen Außenministers Hull Durchreisebewilligungen für Spanien und Portugal sowie das Visum für die USA.

Ein erster Fluchtversuch per Boot nach Nordafrika scheitert. Die aus den Werfels, Nelly und Lion Feuchtwanger, Golo Mann und Heinrich Mann bestehende Flüchtlingsgruppe darf auch die Grenze nach Spanien, wegen fehlenden Visas, nicht passieren. Es wird stündlich damit gerechnet, dass Flüchtlinge beim Versuch des Grenzübergangs verhaftet werden. So bleibt am 13. September 1940 nur noch die beschwerliche Flucht mit Heinrich Mann zu Fuß über die Pyrenäen. Ein Monat später erreicht Franz Werfel an Bord des Dampfers "Nea Hellas" den Hafen in New Jersey und somit sein Exil in den USA. Im selben Jahr wurde Alma Mahlers geistig behinderte Schwester Grete von den Nazis ermordet.

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