12.1.16

[ #geschichte ] Minderheitsösterreicher: Alexander Steinbrecher und Peter Hammerschlag

"1938 ist eine Zäsur, da geht der Interpret ebenso wie das Publikum verloren. Eine spezifische Form, nämlich der jüdische Humor, ist weg. Dieser Humor war die Grundzelle des Wiener Kabaretts" beschreibt Hans Veigl in seinem Buch "Lachen im Keller", wie Fritz Grünbaum, Peter Hammerschlag, Jura Soyfer und viele andere Wiener Literaten und Kabarettisten verhaftet wurden und für immer in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten verschwanden.



Im Juli 1938 wurde die elterliche Wohnung von Peter Hammerschlag arisiert. Sein Bruder Valentin emigrierte nach Südamerika. Im August desselben Jahres reiste Peter Hammerschlag nach Jugoslawien, wurde aber im November festgenommen und ausgewiesen. Er kehrte nach Wien zurück und schrieb u.a. für das erste Programm der 1939 eröffneten Kleinkunstbühne "Wiener Werkel" einige Texte. Ab 1941 musste er Zwangsarbeit verrichten. Gemeldet war er offiziell in der Ghettowohnung seiner Eltern im 1. Bezirk. Nach deren Deportation im Juni 1942 - beide kamen in Theresienstadt um - tauchte er unter und fand Aufnahme beim Komponisten Alexander Steinbrecher. Beim Verlassen dieser Wohnung wurde er verhaftet und mit dem Transport vom 17. Juli 1942 nach Auschwitz gebracht, wo er ermordet wurde. Das Datum seines Todes ist unbekannt..


Einen wichtigen Akzent setzte der Nachlaßverwalter Torberg 1972 mit der Herausgabe des ersten Hammerschlag-Buches überhaupt, einer Auswahl von Gedichten. In den 70er Jahren begannen auch zahlreiche Künstler, Hammerschlag musikalisch zu interpretieren, u. a. André Heller, Helmut Qualtinger sowie Gerhard Bronner und Peter Wehle.

Hans Weigels Nachhilfe für Spätgeborene: "Stellen Sie sich vor, daß Sie skeptisch gegen alle Nutznießer des Regimes sind und den Namen Alexander Steinbrecher hören; er war erfolgreich, er wurde während des Krieges mehrfach aufgeführt, also ... wer wußte damals, wer wußte später, dass er den armen Peter Hammerschlag in seiner Wohnung versteckte? Wem fiel es auf, dass seine Musik in ihrer Undeutschheit eine Provokation darstellte, dass sein Stück „Brillanten aus Wien“ in seiner österreichischen Haltung gleichfalls provozierte?" (Man kann nicht ruhig darüber reden – Umkreisung eines fatalen Themas - Styria 1986).

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