31.5.14

[ #literatur ] Nobelpreisverdächtiger Eskimodichter: Haaß is.

1951 gelang Helmut Qualtinger die Platzierung des noch heute legendären "Grubenhundes" in den österreichischen Medien, denen er die Ankunft des Eskimodichters Kobuk in Wien avisierte. 

Er sei Vertreter der "arktischen Mystik" und bekannt wegen seiner unsterblichen Grönlandtrilogie "Song of the Iceman", die nun Metro-Goldwyn-Mayer verfilmen wird. Nicht einmal der Hinweis, das der Autor sich bemühen wird, die Wiener Eisrevue zu einer Grönlandtournee zu bringen, ließ die Redakteure stutzen.

Auf Briefpapier des Pen-Clubs verschickte Helmut Qualtinger Einladungen an österreichische Medien und kündigte die Ankunft des berühmten Eskimo-Dichters Kobuk am Wiener Westbahnhof an. Kobuk wollte aus seinen Werken lesen und außerdem mit Wiener Theatern über Aufführungen seiner Stücke "Einsamer Iglu" und "Republik der Pinguine" verhandeln. Alle namhaften österreichischen Medien fielen darauf herein. Als am Westbahnhof der Zug mit "Kobuk" alias Qualtinger einfuhr, standen sie alle bereit und berichteten in großer Aufmachung über diesen bedeutsamen Dichter.Und so berichtete die Arbeiter Zeitung am 7.7.1951 von seiner Ankunft und seinen Werken, wie den Schlittenhunderoman "Heia Musch Musch", "Nordlicht über Ivikut"  und seinen Stücken "Einsames Iglu" und "Republik der Pinguine".


Haaß is. Schon die Büchertitel hätten jeden Kulturredakteur hellhörig machen müssen, aber nicht einmal der Hinweis, dass der Autor sich bemühen wird, die Wiener Eisrevue zu einer Grönlandtournee (!) zu bringen, ließ die Redakteure stutzen. An einem heißen Julitag fanden sich denn auch tatsächlich zahlreiche Journalisten auf dem Wiener Westbahnhof zum Empfang des berühmten Dichters aus Grönland ein. Ein mit Pelzmütze und Pelzmantel bekleideter Mann stieg schwitzend aus dem Zug. Als ihn ein Radio-Mitarbeiter nach den ersten Eindrücken von Wien befragte, antwortete der angebliche Eskimo-Poet seltsamerweise in breitem Wiener Dialekt: "Haaß is".

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