18.8.14

[ #bildende-kunst ] Nackter Protest: Die Brüste der Freiheit verkommen zur Büste.


In der Französischen Revolution wurde Marianne – bis dahin lediglich ein im Volke weit verbreiteter Name – zum Symbol der Freiheit. 

Auf Bildern ist ihr Kopf gewöhnlich mit der phrygischen Mütze bedeckt, mindestens eine Brust unbedeckt. Berühmt ist die Verherrlichung der Freiheit, die Eugène Delacroix in der Julirevolution 1830 gemalt hat: "Die Freiheit führt das Volk auf die Barrikaden".


Marianne schmückt als Büste praktisch alle französischen Rathäuser, als Statue viele Plätze (zum Beispiel die Place de la Nation und die Place de la République in Paris). Auf Briefmarken, Münzen und anderen Gegenständen symbolisiert Marianne die französische Nation.


Das berühmtestes Bild von Eugène Delacroix entstand unter dem Eindruck der Julirevolution von 1830: "Die Freiheit führt das Volk auf die Barrikaden". Der Sieg des Volkes: Jeanne d´Arc, die anonyme Heldin aus dem Volk und Personifikation der Freiheit, stürmt mit der Trikolore über die Opfer der Barrikadenkämpfe hinweg und führt die Kämpfenden an. Als es 1831 im Pariser Salon ausgestellt wurde, hatten sich die politischen Verhältnisse schon wieder geändert und die Reaktion war auch überwiegend ablehnend.


Die Kritiker nahmen es Delacroix übel, die Freiheit derart "unedel" und in so schlechter Gesellschaft dargestellt zu haben. Es wurde von der Regierung König Louis Philipe für 3000 Francs gekauft, aber niemals wirklich ausgestellt, 1839 wurde es sogar an Delacroix zurückgeben und schlummerte so im Depot. Erst 1855 wurde es noch einmal auf der Weltausstellung zugänglich gemacht und wurde nach dem Tod Delacroix' im Jahr 1863 im Louvre aufgenommen.


Heinrich Heine sah das Bild im Pariser Salon und schreibt: "... trotz etwaiger Kunstmängel atmet in dem Bilde ein großer Gedanke, der uns wunderbar entgegenweht. Eine Volksgruppe während den Juliustagen ist dargestellt, und in der Mitte, beinahe wie eine allegorische Figur, ragt hervor ein jugendliches Weib, mit einer roten phrygischen Mütze auf dem Haupte, eine Flinte in der einen Hand, und in der anderen eine dreifarbige Fahne. Sie schreitet dahin über Leichen, zum Kampfe auffordernd, entblößt bis zur Hüfte, ein schöner, ungestümer Leib, das Gesicht ein kühnes Profil, frecher Schmerz in den Zügen, eine seltsame Mischung von Phyrne (berühmteste Hetäre Athens), Poissarde (Fischweib) und Freiheitsgöttin. Dass sie eigentlich letztere bedeuten solle, ist nicht ganz bestimmt ausgedrückt, diese Figur scheint vielmals die wilde Volkskraft, die eine fatale Bürde abwirft, darzustellen. Ich kann nicht umhin zu gestehen, diese Figur erinnert mich ... an jene Schnelläuferinnen der Liebe oder Schnelliebende, die des Abends auf den Boulevards umherschwärmen; ich gestehe, dass der kleine Schornsteincupido, der, mit einer Pistole in jeder Hand, neben dieser Gassenvenus steht, vielleicht nicht allein vom Ruß beschmutzt ist... dass der Held, der mit seinem Schießgewehr hinstürmt, in seinem Gesichte die Galeere und in seinem hässlichen Rock gewiss noch den Duft des Assisenhofes (Schwurgerichts) trägt; - aber das ist es eben, ein großer Gedanke hat diese gemeinen Leute ... geadelt und geheiligt und die entschlafene Würde in ihrer Seele wieder aufgeweckt".


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