17.3.14

[ #bildende-kunst ] Bildersturm oder Gegenmacht.

Der Bildersturm der Reformation und bis zu einem gewissen Grad die Bilderstürme jeder Revolution können als eine Demonstration von Gegenmacht angesehen werden.

In einer Gesellschaft, die vom Analphabetentum geprägt ist, kann auf das Bild nicht verzichtet werden. Bilder sind hier verschlüsselte Worte, Text. Diese Bildwerke sind die Bibel der Armen (biblia pauperum). Der Bibeltext der in Bilder umgesetzt wird, wird vom Leseunkundigen rückübersetzt. Im Griechischen wird zum Beispiel dasselbe Wort "graphein" für "schreiben" wie für "malen" gebraucht.

Die heilige Cäcilie oder die Gewalt der Musik ist eine Erzählung von Heinrich von Kleist. Den historischen Hintergrund für die Erzählung bietet ein Bildersturm in den Niederlanden, bei dem radikale Calvinisten im August 1566 über 400 Kirchen verwüsteten. Kleist beschreibt das Vorhaben von vier Brüdern aus Holland, als Bilderstürmer den Dom von Aachen zu verwüsten.

Doch Bilder und Skulpturen waren besonders Medien im Sinne eines Herrschaftsinstruments und weltliche wie kirchliche Herrscher (der Klerus war ja oft genug auch weltlicher Herrscher) verstanden es ebenso zu nutzen. Schon im 12. Jahrhundert sah sich der heilige Bernhard von Clairvaux veranlasst, den Mönchen vorzuhalten, sie würden ihre Zeit verschwenden beim Betrachten der skulptierten Monstren, anstatt sich dem Studium der Manuskripte in der Klosterbibliothek zu widmen. Bernhard legte mit dieser Aussage Zeugnis ab für den Erfolg dieser Armenbibeln. Im Spätmittelalter erlangte der Adel vom Klerus das Privileg, seine Grabdenkmäler innerhalb des Kirchenraumes errichten zu dürfen. Ihre weltliche Macht sollte durch den geweihten Raum legitimiert werden. Der Bildersturm vom Februar 1529 zerstörte übrigens zwar die Altäre und Bildwerke, beließ jedoch die meisten der steinernen Grabmäler. Im weltlichen Bereich setzten Zünfte und Bürgerschaften Zeichen ihres Machtanspruches in den Städten, indem sie aufwendige Brunnenanlagen errichten ließen.

[text4tube]