26.6.14

[ #musik ]Kunst als Hoffnung.

Am 8. September 1942 wurden Viktor Ullmann, seine Frau Elisabeth (zusammen mit einer Tochter aus deren erster Ehe) und seine erste Frau Martha in das KZ Theresienstadt deportiert. 

Vorher übergab Ullmann einen vollständigen Satz von Drucken seiner im Selbstverlag erschienenen Werke seinem Freund Alexander Waulin, einem Komponisten und Musikjournalisten russischer Herkunft, der unter seiner Anleitung 1936/37 den Klavierauszug zu seiner Oper "Der Sturz des Antichrist" angefertigt hatte. Waulin gab diese Drucke 1965 an die Karls-Universität in Prag weiter.


Die Produktivität Viktor Ullmanns in der furchtbaren Zeit des Konzentrationslagers resultiert, wie er betont, aus dem Glauben an eine "Mission des Menschen überhaupt, ... nicht nur des ästhetischen Menschen, sondern auch des ethischen Menschen." Und er lässt keinen Zweifel daran, "dass wir keineswegs bloß klagend an Babylons Flüssen saßen und dass unser Kulturwille unserem Lebenswillen adäquat war...". So komponierte er in Theresienstadt die Oper "Der Kaiser von Atlantis", eine Satire auf die politische Lage während des Zweiten Weltkriegs. Die Aufführung dieses Hauptwerkes wurde allerdings in letzter Minute von der SS-Kommandantur verhindert: Die Oper schildert, wie mitten im Krieg der Tod die Arbeit verweigert. Seine Kompositionen notierte er auf der Rückseite von Deportationslisten. Alles was künstlerischer Natur sei, stehe im absoluten Kontrast zu seiner Umgebung, beschrieb er damals in seinen Notizen die Atmosphäre im Ghetto.


Die vier "Theresienstädter" Komponisten, Pavel Haas, Hans Krása, Viktor Ullman und Gideon Klein, waren zunächst nach Terezín/Theresienstadt geschickt worden. Die Nazis haben diese Festungsstadt in Nordböhmen in ein jüdisches Ghetto verwandelt, das als ein Vorzeigelager und Durchgangslager zu Auschwitz galt. Mehrere Dutzend Werke entstanden in den Jahren 1941-1945 im Ghetto. Mehr als 50mal wurde damals die Kinderoper "Brundibár" von Hans Krása gespielt - dann wurden die meisten der Kinderdarsteller nach Auschwitz deportiert, und nur wenige von ihnen erlebten das Kriegsende. Unter den Glücklichen war die Sängerin Greta Klingsberg-Hofmeister, die heute in Jerusalem lebt: "Es ist eine der wenigen Sachen in der Musikliteratur, die nicht für Kinder, sondern nur von Kindern gespielt wird. Es gibt nicht eine Rolle eines erwachsenen Menschen dort. Die Erwachsenen werden von Kindern gespielt, dass ist schon sehr schön. Und es ist eine wirklich schöne Musik. Es ist eine Musik so zwischen Weil und Stravinsky, es klingt gut, man konnte es nachsingen. Und wenn du auf der Strasse gingst, dann hast du die Melodien der Brundibár pfeifen gehört."

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