4.7.14

[ #theater ] Lotteriegewinn, Theater und Kinderschänder


Zum erfolgreichen Führen eines Theaters bedarf es auch eines sehr guten Gefühls für die jeweilige Finanzlage. Schikaneder, in den ersten Jahren als Direktor des Theaters an der Wien sehr erfolgreich, konnte das Geld ebenso wenig zusammenhalten, wie die meisten seiner Nachfolger. 

Lotterie-Spiel. Manche setzten ihr ganzes Vermögen dafür ein und waren zwischendurch auch bei der Geldaufbringung recht kreativ: Pálffy z.B. gerät finanziell in Schwierigkeiten. 1819 kommt er mit einer Sensation, die ganz Wien in Aufregung versetzt: Das Theater wird "ausgespielt", verlost. Palffy rechnet mit einem horrenden Gewinn durch den Verkauf der Lose. Er rechnete richtig: Glücklicher Gewinner ist ein auswärtiger Weinhändler. Palffy kauft ihm um einen Bruchteil des durch die Lotterie erzielten Reingewinns das Theater ab und macht ein glänzendes Geschäft. Aber der Ruin kann dennoch nicht verhindert werden. Im Dezember 1826 wird das Theater öffentlich versteigert.


Kinderschänder. Aber auch Kinderschänder vermiesen das Geschäft. Besonders beliebt ist ab 1816 das Kinderballett, das aber ab November 1821 von den Behörden verboten wurde, denn Alois Fürst von Kaunitz-Rietberg hatte jugendlichen Mitglieder, Kinder unter 14 Jahren, missbraucht. Während der adelige Kinderschänder ungestraft davonkam, wurde das Kinderballett verboten. Offenbar waren die Kinder schuld!

Bei diesem besonders krassen Fall konnten aber auch die Behörden nicht mehr zur Gänze wegsehen, auch wenn es sich bei dem Täter um einen Vertreter des Hochadels handelte: Alois Fürst von Kaunitz-Rietberg wurde 1822 verhaftet. Bei seinem Prozess wurden etwa 200 Mädchen, die er, wie es hieß, "fleischlich gebraucht" haben soll, vorgeladen. Der Großteil von ihnen hat im Kinderballett des Theaters an der Wien, wo Kaunitz Stammgast war, getanzt. Im biedermeierlichen Wien hatte er reihenweise präpubertäre Mädchen vergewaltigt und sich eine Privatgalerie mit Aktbildern Minderjähriger angelegt.


Kaunitz wurde lediglich zur Bezahlung der Gerichtskosten verurteilt, der Kaiser verwies ihn immerhin des Hofes und der Stadt, woraufhin Kaunitz in Brünn seinen Neigungen nachgehen durfte. Der adelige Sittenstrolch war ein Enkel des Maria-Theresianischen Staatskanzlers Wenzel Kaunitz (1711-1794) und Schwager des Clemens Fürsten von Metternich. Die aristokratische Libertingage dieser erzkatholischen Fürsten machte offenbar auch vor dem Missbrauch von Kindern nicht halt.

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