8.7.14

[ #grafik ] Operative Kunstauffassung.

John Heartfield gilt als Begründer der politischen Fotomontage und thematisierte nicht nur das Verhältnis Nazismus und Kirche in Fotomontagen.



Er gehörte zu den ersten Künstlern, die die Kraft und Magie des Bildes für den politischen Kampf entdeckt haben. Dabei wollte der am 26. April 1891 geborene Helmut Herzfeld eigentlich Maler werden - aber die Zeitumstände machten ihn zu einem unbeirrbar kritischen, politischen Menschen. Erst gab er sich aus Protest gegen den deutschen Englandhass einen neuen Namen. John Heartfield nutzte das "Foto als Waffe", als radikales und sinnfälliges Instrument politischer Aufklärung und revolutionärer Agitation. Die in Berlin erschienene "AIZ" (Arbeiter-Illustrierte-Zeitung), die zweitgrößte deutsche Illustrierte der Weimarer Republik, bot ihm für seine Arbeiten ein äußerst massenwirksames Forum. In den 20er Jahren dann polemisierte er als Dadaist gegen das Bürgertum, in den 30ern waren die Nazis Ziel seiner politischen Bildcollagen bis er fliehen musste, zunächst nach Prag, später nach England.


Heartfields "operative Kunstauffassung", also mit der Kunst nicht in der Abgeschiedenheit der Museen wirken zu wollen, sondern im politischen Alltag der Straße und der Massenmedien eingreifend tätig zu sein, hatte großen Einfluss auf die emanzipatorischen Bewegungen der sechziger und siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Der Künstler, der seit der Höhlenmalerei zum geistig kulturellen Wachstum der Gesellschaft beigetragen hat, ist aufgerufen, in gesellschaftspolitische Prozesse einzugreifen und seine Arbeit zur sozialen Thematik in Beziehung zu setzen. Die Gesellschaft wird zur Leinwand, an der der operative Künstler seinen Eingriff vornimmt und somit den "Heilungsprozess" fördert.

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