28.12.14

[ #satire ] Die Umkehr der bürgerlichen Erzählungen: Offenbachiaden

In Jacques Offenbachs Theaater, der "Bouffes-Parisiens" entstehen etliche "Komische Opern", wie "Opéra Bouffe" wörtlich heißt, oder eben "Operette". 

Die auffälligsten Merkmale der Operette sind der heitere Charakter, der die Musik sowie die gesprochenen Dialoge prägt. Diese Form der Darbietung ist entstanden aus der komischen Oper, und schon seit dem 17. Jahrhundert wurden mit Operette Bühnenwerke bezeichnet, die zwischen die einzelnen Akte einer Oper eingefügt wurden. Im 18. Jahrhundert wurde der Begriff Operette für deutsche Übersetzungen von italienischen Opere buffe und Intermezzi ebenso gebraucht wie für französischen Vaudevilles und Opéras-comiques.


Offenbachiade. Offenbachs "Komische Opern" zeichnen sich durch die satirische Überzeichnung von Charakteren der Zeit unter Napoleon III. aus. Musikalisch und dramaturgisch stammt sie von der alten Opéra Comique und entwickelt sich unter den spezifischen Bedingungen des zweiten Kaiserreiches in Paris. Unter dem Begriff "Offenbachiade" bürgert sich sogar ein Wort für die Vorliebe des Komponisten ein, die Handlung in der antiken Sagenwelt spielen zu lassen. Die Offenbachiade nimmt nichts ernst und enthält immer aktualitätsbezogene Satire, typisiert sie aber zeitübergreifend. Unvergleichlich sind seine karikierende Darstellung alles Militärischen.

Zwar gilt Offenbach als der "Erfinder" der Operette, doch unterscheiden sich seine Operetten von dem heute wie damals als Operette vermarkteten Genre so sehr, dass Karl Kraus für Offenbachs Werke den Begriff "Offenbachiaden" prägte. Damit wollte er deutlich machen, dass Offenbach der einzige Vertreter dieses Genres sei.


Satire. Karikatur, Parodie und Persiflage gehören wesensmäßig zum Element der Offenbachiade. Sie macht sich aber beileibe nicht nur lustig, vielmehr kehrt sie das Untere nach oben und ergreift Partei für die Zukurzgekommenen. So karikiert Offenbach seinen Regenten und das Britische Empire gleichermaßen in "Die schöne Helena". Obendrein ein Schlüsselwerk Offenbachs, da er für die Uraufführung endlich seine Traumheldin findet: Hortense Schneider spielt seit diesem Jahr 1864 in seinen Produktionen die weibliche Hauptrolle.


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