Mit Fritz Langs Metropolis wurden in der Filmgeschichte Maßstäbe gesetzt und wurden technische und ästhetische Linien sichtbar, die uns bis heute beschäftigen müssen. Die Utopie war allerdings nicht eine der Zukunft, sondern eine der elitären Avantgarde und wird nicht ohne Grund auch als protofaschistische Allegorie gehandelt.
Luis Buñuel. Schon Luis Buñuels machte dies mit einer überaus ambivalenten Einschätzung des Films, die er in der Gazeta Literaria vom 1. Mai 1927 veröffentlichte, deutlich: "'Metropolis' ist nicht ein Film. 'Metropolis' sind zwei Filme, am Bauch aneinandergeklebt, aber mit unterschiedlichen, extrem antagonistischen Ansprüchen. Wer den Film als diskreten Geschichtenerzähler betrachtet, erlebt bei 'Metropolis' eine herbe Enttäuschung. Was uns hier erzählt wird, ist trivial, schwülstig, pedantisch, von einem übermächtigen Romantizismus. Aber wenn man sich nicht auf die Anekdote, sondern auf den plastischen Hintergrund konzentriert, dann übertrifft 'Metropolis' alle Erwartungen, erstaunt einen wie das wunderbarste Bilderbuch, das je geschaffen wurde."
Führer-Film. Und tatsächlich, während Metroplis in seiner Bildwirkung Vergleiche mit den propagandistischen Inszenierungen der Nazis und einer Leni Riefenstahl nahe legen, ist die Handlung ebenso simpel wie für die folgende nazistische Ideologie und Propaganda bedeutend: Eine Liebesgeschichte um die Versöhnung von Arbeit und Kapital. Und die Avantgarde war wie schon beim ersten Weltkrieg auch hier nicht ohne Sympathie für das "Neue" und die gewaltsame "Modernisierung" durch die Nazis. Und auch umgekehrt: Gar der "Führer" war von Fritz Langs Metropolis begeistert.
Thea von Harbou. Das Drehbuch stammt von Fritz Langs Ehefrau Thea von Harbou. Sie sieht Nationalismus und soziales Engagement bei den Nazis gut vertreten und macht dort Karriere. Thea von Harbou setzt ihre Karriere im Dritten Reich bruchlos fort. Sie schreibt Drehbücher für Heinz Rühmann und Wolfgang Liebeneiner. Aber auch für Veit Harlan, dem Regisseur des antisemitischen Hetzfilms "Jud Süss". Die Filme, die jetzt entstehen, sind kommerzielle Dutzendware ohne künstlerischen Anspruch. Thea von Harbou passt sich ideologisch an, schreibt etwa Drehbücher, in denen Leitfiguren angehimmelt werden, ist aber niemals an einem reinen Propagandafilm beteiligt - ganz im Gegensatz zu Leni Riefenstahl, neben der Harbou die erfolgreichste Filmschaffende unter Hitler.
Nichtsdestotrotz. Eben deshalb auch ein Pflichtfilm.
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- 21.5.14 [Letzte Aktualisierung, online seit 28.12.11]
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