Die vier erhaltenen Codices werden nach ihrem Aufbewahrungsort benannt: der Dresdner, der Pariser, der Madrider und der Grolier Codex, wobei der Grolier und der Pariser Codex Fragmente, längerer nicht mehr erhaltener Codices, sind. Die Seiten der Codices waren wie ein Leporello-Album gefaltet und bestanden aus der Rinde einer bestimmten Feigenart (dem Ficus cotinifoli). Die Rinde wurde mit Stärke gemischt und dann flachgeklopft. Das Rindenpapier wurde dann mit einer dünnen Stuckschicht aus Kalk überzogen. Als äußere Deckel wurden, den Überlieferungen nach, Holzbretter oder manchmal sogar Jaguarfelle benutzt. Leider ist bei den Maya-Codices keiner dieser Deckel erhalten geblieben. Meist waren beide Seiten beschriftet.
Es war aber mehr denn als nur eine "Bücherverbrennung" und wir beklagen oft "nur" den Verlust einer Kultur. Aber es war ein Massaker, das der Franziskaner Diego de Landa anrichten ließ. So arg, dass es sogar seinen Ordensoberen zu viel wurde. Er organisierte, dass die ihren Glauben bewahrenden Indios verfolgt und in den Tod getrieben wurden.
Eine Gedenktafel, die ein Geschichtsverein der Maya herstellen ließ, berichtet: "Hier in diesem Ort Mani, im Jahre 1562, führte Fray Diego de Landa auf dem Vorplatz des Konventes der Franziskaner das verdammenswerte Autodafé durch, bei dem mehr als 10.000 Indios umkamen. Man zerstörte 5.000 Götterstatuen (idolos) von unterschiedlicher Form und Größe, 13 große Steine, die als Altäre dienten, 22 kleine Steine, die für religiöse Zwecke gebraucht wurden, 27 hirschlederne Schriftrollen mit Hieroglyphen, die das historische Verzeichnis der Kultur und Zivilisation der Mayas enthielten und 197 Gefäße für den religiösen Gebrauch. Dieses alles wurde zerstört auf einem riesigen Scheiterhaufen der Inquisition. Und noch nach vielen Jahrhunderten weint der Indio in der Stille der Nacht; das ist die Geschichte, die er von seinen Vorfahren gehört hat, in der man von der Zerstörung des letzten Reiches der Tutul-Xiu erzählt, das in dieser Provinz von Mani bestand."
Schon Juan de Zumárraga, der 1526 nach Mexico kam und 1547 der erste Erzbischof der Hauptstadt wurde, rühmt sich in einem 1531 an das in Toulouse tagende Ordenskapitel der Franziskaner gerichteten Brief, dass durch die Hand seiner Mönche bis zu diesem Datum 500 indianische Tempel dem Erdboden gleichgemacht und 20.000 Idole in Stücke geschlagen worden seien. Später hat er das Zerstörungswerk sogar persönlich an verschiedenen Stellen (zum Beispiel in Teotihuacan) geleitet, wie er auch die kostbaren bilderschriftlichen Archive Tezcocos, der geistigen Hauptstadt des Tals von Mexico, massenweise dem Scheiterhaufen überantwortete.
1563 wurde de Landa in Spanien wegen Überschreitung seiner Befugnisse angeklagt. Eingeleitet wurde dieses Verfahren von seinem vorgesetzten Bischof, dem das Massenmorden seines "Franziskaner-Bruders" unheimlich geworden war. Als Rechtfertigung verfasste de Landa daraufhin 1566 die "Relación de las cosas de Yucatán" (Bericht über die Angelegenheiten von Yucatán) mit detaillierten Informationen über Traditionen, Rituale und Mythen, über den Kalender, das Schriftsystem der Maya und fügte hinzu, all das sei Aberglaube, "Täuschungen des Teufels", die ausgerottet gehörten. Er beschrieb, was er zerstörte, ohne Achtung und Verständnis für die andere Kultur. De Landa - wer hätte etwas anderes erwartet - wurde freigesprochen. 1573 durfte er mit den Würden eines Bischof von Yucatán für die restlichen sechs Lebensjahre nach Mexiko zurückkehren. Von den elf Millionen Indios, die bei der Ankunft der Spanier in Mexiko lebten, waren da schon nur noch 1,5 Millionen übrig.
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- [Naturfreunde Vorarlberg] Kulturwanderung: 12. Juli
- [Google Search] Beutegut als Zeitreise in die Mayakultur
- 17.4.15 [Letzte Aktualisierung, online seit 12.7.13]
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