31.7.14

[ #festspiele ] Deutsche Kunst: Lazarettspiele.

Uneingeschränkter Regiestar und gleichzeitig Symbolfigur der 1920 gegründeten Salzburger Festspiele sollte bis in das Jahr 1937 der Regisseur und Theaterbesitzer Max Reinhardt sein. 

Nach einer kurzen Schauspielkarriere gelangte der als Max Goldmann 1873 in Baden bei Wien geborene Sohn eines jüdischen Textilhändlers durch die künstlerische Leitung mehrerer Berliner Bühnen zu immensem Ruhm; am Ende des Ersten Weltkrieges zog es den gebürtigen Österreicher jedoch wieder in seine alte Heimat zurück, wo er seit Beginn des Jahrhunderts Freilichtfestspiele zu realisieren gedachte.


Max Reinhardt war in Salzburg nie unangefochten. Seit seinen ersten Auftritten in dieser Stadt attackierten ihn antisemitische Journalisten in lokalen Hetzblättern wie "Der Eiserne Besen" oder "Volksruf". Ersteres platzierte am 30. Oktober 1925 folgende Polemik gegen Reinhardts Immobilienkäufe: "Da nun der semitische Egoismus und Machtdünkel keine Grenze kennt, will der jüdische Schlossherr von Leopoldskron noch den dortselbst vorhandenen Weiher in seinen Besitz bringen und diesen samt dem Schloss mit einer hohen Mauer umgeben, damit sich Juda und seine Trabanten eine unsichtbare Tummelstätte schaffen können."


Immer wieder richteten sich diese Angriffe gegen Max Reinhardt als Schlossbesitzer, gegen den Juden Reinhardt, seinen katholisch-konservativen Lebensstil und gegen seine Festspieltätigkeit. Die Agitation gegen den Regisseur ging so weit, dass nach dem Verbot der Österreichischen Nationalsozialistischen Partei illegale Aktivisten am 6. Juni 1934 Böller in die Eingangshalle von Schloss Leopoldskron warfen und sowohl die Eingangstür als auch den Marmorboden in der Empfangshalle schwer beschädigten.


Deutsche Kunst: Lazarettspiele. Seit dem "Anschluss" Österreichs 1938 durften viele der Künstler, die das Festival in den Jahren zuvor geprägt hatten, man denke nur an Max Reinhardt, Bruno Walter oder Arturo Toscanini, nicht mehr auftreten. Die Werke des Festspielgründers Hugo von Hofmannsthal, allen voran der "Jedermann" - nicht aber die Strauss-Opern mit Hofmannsthalschen Libretti - wurden ebenso vom Spielplan verbannt wie Reinhardts spektakulärer Faust in der Felsenreitschule. Wie für viele andere kulturellen Veranstaltungen bedeutete die Nazizeit für die Festspiele nicht das Aus. Schwere Einschnitte mussten jedoch hingenommen werden. Eine "deutsche Kunst" beherrschte von da an die Festspiele und selbst Hitler besuchte sie 1939 einige Monate vor Kriegsbeginn. Nach Ausbruch des Weltkriegs jedoch wurden die Aufführungen hauptsächlich von beurlaubten oder verwundeten Soldaten besucht. Die Moral an der Heimatfront sollte gestärkt werden.


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