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Alfred Döblin. Dass der ehemals kämpferische Atheist Alfred Döblin sich schließlich der Religion und dem Katholizismus zuwandte, wird auch mit dem Stoß'schen Marienaltar in Krakau in Verbindung gebracht. Tief beeindruckt war er von der polnischen Madonnenverehrung, von der Krakauer Marienkirche und dem Kruzifix des Veit Stoß hoch über dem Mittelschiff.
Diese Szenerie hat er im dritten Band der Südamerika-Trilogie noch einmal beschworen. Sie trat ihm verwandelt wieder vor Augen, als er 1940 auf der Flucht durch Frankreich in einem Flüchtlingslager gestrandet war, der Verzweiflung anheim zu fallen drohte und vor dem Kruzifix in der Kirche von Mende zu erkennen glaubte, dass seine bisherige Weltanschauung ihm nicht weiterhalf. ("Alfred Döblin und das Judentum" - Aus Anlass seines 125. Geburtstages Von Klaus Müller-Salget)
1496 zog Veit Stoß mit seiner Frau Barbara und acht Kindern nach Nürnberg zurück, wo er für drei Gulden das Bürgerrecht zurückerwarb. Er schuf dort bedeutende Ausstattungsstücke für verschiedene Kirchen wie den berühmten "Englischen Gruß" in Sankt Lorenz. 1500 bis 1503 schuf Veit Stoß einen Altar für die Pfarrgemeinde Schwaz in Tirol. Doch dieses Werk ist bis auf zwei Gesprengefiguren leider der Barockisierung des Gotteshauses zum Opfer gefallen.
Das Leben von Veit Stoß in Nürnberg wird als skandalumwittert beschrieben. Im Projekt Gutenberg ist eine fränkische Sage um Veit Stoß wiedergegeben, wonach er bei einem Raufhandel einen Trinkkumpanen erstochen habe, deshalb nach Krakau zog und dort mehr als ein Jahrzehnt blieb. Erst als man ihm wegen des Totschlages in seiner Jugend Straflosigkeit durch den Rat zusicherte, soll er nach Nürnberg zurückgekehrt sein. Gesichert scheint hingegen folgender Sachverhalt: Nach gescheiterten Geldgeschäften fälschte er einen Schuldschein. Er ahmte Unterschrift und Siegel eines Kontrahenten nach und landete am 10. November 1503 deshalb im "Lochgefängnis". Am 4. Dezember 1503 wurden nach seinem Geständnis beide Wangen mit glühendem Eisen durchstoßen.
Diese entehrende Strafe der Brandmarkung hatte Folgen für sein weiteres Wirken. Nachdem er vom Henker gebrandmarkt war, galt der exzentrische Künstler als Einzelgänger, als gesellschaftlicher Außenseiter. Für seinen Ehrgeiz und seine Willensstärke sprechen seine berühmten späten Werke, wie etwa der "Englische Gruß" in St. Lorenz, das so genannte "Wickel'sche Kruzifix" in St. Sebald und der Altar für die Karmeliterkirche, der sich heute im Bamberger Dom befindet. 1516 schuf Stoß den Rochus für die Annunziatakirche in Florenz, den der erste Kunsthistoriker, Vasari, als ein "Wunder der Holzarbeit" bezeichnete.
Im Gefolge eines Gnadenbriefes an den kunstsinnigen Kaiser Maximilian I. wurde er 1512 auch zur Planung des mit Bronzefiguren umstellten Kaisergrabes in der Innsbrucker Hofkirche herangezogen. Doch die Nürnberger Rotgießer verweigerten dem missliebigen Mann die notwendige Mitwirkung. So stammt nur die Figur der Zimburgis von Masowien in der Reihe der Innsbrucker Grabmalfiguren von ihm. 1525 wurde Veit Stoss wegen seiner reformationsfeindlichen Ansichten aus Nürnberg ausgewiesen.
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- 24.7.14 [Letzte Aktualisierung, online seit 29.7.13]
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