20.1.16

[ #musik ] Die Arisierung des Wiener Blutes

Johann Strauss sen.'s Großvater Johann Michael Strauss war ein getaufter Jude aus Ungarn. Zur NS-Zeit ließ diese (jüdische) Herkunft Johann Strauss' das Reichssippenamt aktiv werden. Durch einen Zufall entdeckte man nämlich 1938, dass sein Stammbaum "Probleme" aufwies.



Strauß war damals ein so genannter Vierteljude. Damit wäre die Verbreitung seiner Musik "als für die deutsche Volksseele schädlich" eigentlich nicht gestattet gewesen. Der Reichspropagandaminister Joseph Goebbels nahm sich der Sache höchstpersönlich an und erklärte die Angelegenheit zur "Geheimen Reichssache." Man konnte doch nicht einfach diesen weltbekannten Wiener Musiker ächten und so entschloss man sich, die Angelegenheit zu kaschieren: Die Geburtsmatrikel der Strauss-Dynastie wurden kurzerhand gefälscht.
Anders erging es seiner Stieftochter Alice Meyszner-Strauss (Sie war die Tochter von Adele Strauss aus erster Ehe). Im Zuge einer Hetzkampagne der Nationalsozialisten wurden Alice Meyszner-Strauss die Materialien aus dem Besitz ihres Stiefvaters Johann Strauss (Sohn) abgenötigt und gelangten so in den Besitz der Stadt Wien. Im Juni 1939 begann eine unglaubliche Hetze gegen Alice Meyszner, Hanns Epstein, aber auch gegen Louise Simon im "Stürmer", dem antisemitischen Hetzblatt von Julius Streicher. In diesem wurde Alice Meyszner bei einer vollständigen Angabe ihres Namens und ihrer Adresse als "jüdische Erbschleicherin" und als "Volksschädling" und ihr Sohn Hanns Epstein als "notorischer Nichtstuer" und "Homosexueller" denunziert.

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