Den Ton setzte Lang bei seinem ersten Versuch in diesem Medium mit größerer Virtuosität ein als die meisten nach ihm: Musik und Stimmen bilden einen Teil der suggestiven Kraft des Films, der Ton wird subjektiv eingesetzt, zuweilen sogar weggelassen. Und einen Ton macht er ganz allein: Die Melodie aus Evard Griegs Peer Gynt, die der Filmmörder pfeift, wenn er auf ein Kind trifft, pfeift Fritz Lang höchstpersönlich.
Dieser erste Tonfilm von Fritz Lang (M - eine Stadt sucht einen Mörder) war sogleich ein Bravourstück, in dem die neuen Möglichkeiten dramaturgisch geschickt eingesetzt wurden: Lang zeigt keinen einzigen Mord, ihm genügt das gepfiffene Grieg-Motiv, um Thriller-Spannung zu erzeugen. Einmal zeichnet er subjektive Hör-Erlebnisse nach: Als sich der blinde Bettler die Ohren zuhält, verstummt der Ton; erst als er die Hände wieder von den Ohren nimmt, hört man wieder das Motiv aus "Peer Gynt". Da weiß der Blinde, dass er den Mörder vor sich hat und kennzeichnet ihn, indem er ihm mit Kreide ein M auf den Rücken malt. Streckenweise wird M zur Film-Reportage, die Denunziantentum und Massenhysterie ebenso einfängt wie die akribische Ermittlungsarbeit. Solche Bildsequenzen werden funktional durch den überlappenden Ton verzahnt.
Höhepunkt ist eine Parallelmontage: Bei ihrer Lagebesprechung werden die beiden konkurrierenden Organisationen, Ringverein und Polizei, ineinander geschnitten und der Montage ein Gesamtdialog unterlegt: Ein Ganove, der Schränker, beginnt einen Satz, nach dem Schnitt setzt ihn der Polizeipräsident fort. Gleiche Gesten und die gleiche Kameraposition unterstreichen die Identität zwischen Verbrechersyndikat und Staatsorgan: Ordnungsmächte sind sie beide.
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- 25.5.14 [Letzte Aktualisierung, online seit 25.5.13]
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