4.10.14

[ #literatur ] Nordafrikaner und Deutsche am Bodensee

Albert Camus gilt zusammen mit Sartre als Begründer des ästhetischen Existenzialismus. 

Seine Werke haben wesentlich die Philosophie und Literatur des 20. Jahrhunderts geprägt. Als Mitherausgeber der Zeitung "Combat" lernte er zahlreiche Gleichgesinnte kennen, unter ihnen auch Jean Paul Sartre. Ihre Divergenzen bezüglich des 1951 veröffentlichten Essays "L'homme révolté" ("Der Mensch in der Revolte", 1952) führten 1952 zum Bruch ihrer Beziehung.


Am Bodensee. Im Juni 1945 bereiste Albert Camus für Combat Süddeutschland. Er schildert in einem bewegenden Reisebericht (Beilage "Combat Magazine" der Zeitschrift "Combat", Ende Juni 1945, Paris) seine Gefühle und Empfindungen:
"... Die Menschen im Süden Deutschlands leben neben den französischen Soldaten, als hätten sie seit je so gelebt. Ich habe (in Uniform) bei Einheimischen gewohnt. Man hat mich dort herzlich begrüßt, man wünschte mir gute Nacht, man sagte mir, dass der Krieg keine gute Sache war, dass der Frieden besser sei - vor allem der ewige Frieden. .. Unter unseren Soldaten ist keiner, der nicht seine Freundin auf der anderen Seite hätte. Das passt zu dem verwirrenden Ferieneindruck, den man am Ufer des Bodensees hat, wo eine ganze Armee braungebrannter und kräftiger junger Männer, die über Tunesien, Italien und den Elsass aus Nordafrika gekommen sind, badet, Boot fährt, spielt in weiträumigen und mit Blumen bepflanzten Anlagen und ihre Augenblickseroberungen um stille Seen herum ausführt, mit der Aussicht auf die Alpen."


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