10.10.14

[ #aktionskunst ] Jeder Mensch ist ein Künstler

Joseph Beuys -»Wahlplakat für die Grünen«
Das zentrale Anliegen von Joseph Beuys war die Erweiterung des tradierten Kunstbegriffs hin zu einer "anthropologischen Kunst", in der der Mensch Mittel- und Ausgangspunkt ist. 

In diesem Zusammenhang entwarf Beuys seinen Begriff von der "sozialen Plastik", der das Wirkungsfeld der Kunst auf alle menschlichen Tätigkeitsbereiche, besonders aber Gesellschaft, Kultur, Politik und Ökologie, ausdehnte. Sein berühmt gewordener, aber meist missverstandener Satz "Jeder Mensch ein Künstler" meint nicht die Einbeziehung der Sonntagsmaler und Laienkunst ("Kunst als Freiraum"), sondern ein ästhetisches Konzept, das Leben und Welt des Menschen als "Werk" auffasst, an dem jeder Mensch mitwirkt ("Kunst als Verwirklichung von Freiheit"). Die Bewusstmachung dieses Prozesses ist Aufgabe der Kunst. Auf das Lebenswerk von Beuys trifft in besonderem Maß der Begriff des Gesamtkunstwerks zu, der aus dem 19. Jahrhundert stammend das Zusammenfließen und -wirken verschiedener Gattungen (bildende Kunst, Musik, Theater, Literatur, aber auch Lebensstil) unter der Regie eines Künstlers oder einer Künstlergruppe bezeichnet.


Soziale Plastik. Joseph Beuys benannte damit eine "völlig neue Kategorie der Kunst". Der Künstler suchte einen "sozialen Kunstbegriff", der den Veränderungen in der Gesellschaft entsprechen sollte – bzw. eine Kunst bezeichnet, die zu notwendigen Veränderungen in der Gesellschaft beitragen sollte. Ausgangspunkt der "sozialen Plastik" ist Beuys’ Beobachtung, dass sich die Menschen immer mehr von ihrem Leben, ihrer Arbeit und von ihrer "Kreativität", was Beuys besonders wichtig war, entfremden. Dieser gesellschaftlichen Situation setzt Beuys die "soziale Plastik" entgegen, die man sich einerseits ganz bildhauerisch vorstellen kann: die Gesellschaft als zu formendes Gebilde. Grenzüberschreitendes Denken, Sprechen und Agieren sind plastische, das Bewusstsein erweiternde Handlungen.


Joseph Beuys sprengt den Skulpturbegriff am radikalsten, indem er Denken, Sprechen und Tun als plastische Handlung begreift und damit das Leben zur "sozialen Plastik" erklärt. In seinen plastischen Bildern versuchte Joseph Beuys Natur, Mythos, Wissenschaft und Alltagsleben eins werden zu lassen. Er hat mit dem Begriff der "Sozialen Plastik" die Kunst um den Wärmebegriff erweitert. Seine Ideen sah er nicht als subjektive Erfindungen, sondern als naturgesetzgleiche Prinzipien im Bereich des sozialen Lebens. Mit der Parteiengründung für "Direkte Demokratie durch Volksabstimmung", der "Freien Universität für Interdisziplinäre Forschung"(FIU) und Projekten wie "7000 Eichen" und "Honigpumpe am Arbeitsplatz" und der Mitgründung der Partei "Die Grünen", setzte Beuys seine Ideen in Praxis um. Die Grünen vermochten allerdings nicht seinen Vorstellungen zu folgen.

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