20.3.14

[ #musik ] "Schöpfungsgeschichte" der Dedokaphonie


Josef Matthias Hauer gilt die Aufmerksamkeit wenn es um die "Schöpfungsgeschichte" der Dedokaphonie geht.

Jahrelang ist er als ihr "Erfinder" unterschlagen worden. Seinen Schülern ist es zu verdanken, dass er heute wieder entdeckt ist. Mittlerweile gilt auch als sicher, dass er tatsächlich vor Schönberg sich mit dem Zwölfton auseinandergesetzt hatte. In dem bekannteren "Wiener Prioritätenstreit" zwischen Joseph Matthias Hauer und Arnold Schönberg ging es jedenfalls um die Frage, wer von beiden Plagiator des anderen war.

Beide nehmen für sich in Anspruch, die rechtmäßigen "Erfinder" der Dodekaphonie zu sein, es zeigt sich dabei auch, dass ihre Methoden der Disposition des Zwölftonmaterials im Detail mehr Übereinstimmungen als Divergenzen aufweisen. Es scheint erwiesen und wird auch heute kaum weiter bestritten, dass Hauer diese Methode ab 1919 und Schönberg mit internationaler Anerkennung, ab etwa 1921 benutzten. In einem Atemzug müssen auch einige der wichtigsten Schönberg-Schüler genannt werden: Alban Berg (1885-1935) und Anton Webern (1883-1945), die seine Methode in modifizierter Form anwandten. Auch René Leibowitz (1913-1972) bekannte sich zur Dodekaphonie.


Folgt man Hauers Lebensgeschichte, so scheint in den Jahren 1911/1912 sich eine Wandlung vollzogen zu haben. Er soll sich bis dahin oft geringschätzig über die Werke der Klassiker geäußert haben: Die Symphonien Haydns nannte er eine Greißlerware- und besonders die Richtung der Programm-Musik, die von Beethoven und Wagner ihren Ausgang genommen hatte, nannte er bedenklich. Nun plötzlich begann er in einer Art zu komponieren, die seinen Freunden gegenüber der herkömmlichen Musik ganz fremd und andersartig erschien. Anfang des Jahres 1913 überraschte er mit einer neuen Komposition "Nomos I".

Als Entstehungsdatum seiner ersten Symphonie gibt Hauer den Spätherbst des Jahres 1912 an. Hauer hat diese siebensätzige Symphonie, die ursprünglich für große Orchesterbesetzung gedacht war, schließlich umgearbeitet und sie später als Opus I mit der Bezeichnung Nomos in sieben Teilen für Klavier zu 2 und 4 Händen (Harmonium) veröffentlicht. Hauer merkte dazu an: "Nomos ist eine Sonatenform in 5 oder 7 Teilen von Olympos, Terpandros (700 v. Chr.)"!

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