11.8.14

[ #architektur ] "Verwelschung".

Im 16. und 17. Jahrhundert wanderten zahlreiche Italiener, zu jener Zeit "Welsche" genannt, in den steirischen Raum ein. Diese "Welschen" kamen vorwiegend aus dem Herzogtum Mailand, aus den südöstlichen Regionen der Schweiz und der Republik Venedig; weiters aus den südlichen Gebieten Innerösterreichs sowie aus den Hafenstädten Triest und Fiume/Rijeka.

Auffällig dabei ist, dass die Mehrheit der Bau- und Künstlerfamilien aus Como, dem nordwestlichen Teil der Lombardei, stammten. Diese sogenannten Comasken kamen vor allem in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in großer Zahl in das Herzogtum Steiermark.


Unter Domenico dell´Allio entstand auch eine Art Baumeisterschule, die in der Steiermark und an der sogenannten slawonisch-kroatischen Militärgrenze wirkte. Von Mitte des 16. bis zum Ende des 17. Jahrhunderts zählt man an die einhundertzwanzig italienischen Baumeister, die in der Mittel- und Untersteiermark tätig waren.

Diese Dominanz italienischer Bauleute wurde von den steirischen missmutig zur Kenntnis genommen. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts hatten die Italiener auch in der Maurer- und Steinmetzzunft die führende Position inne. 1638 beispielsweise bestand der Zunftvorstand aus elf italienischen und nur einem steirischen Meister. Mit der Stelle des Hofbaupoliers wurden zwischen 1565 und 1663 ausschließlich Italiener betraut.

Domenico dell´Allio war der Doyen einer Schule von über hundert Comasken, die er mit sich gezogen hatte und die im 16. Jahrhundert an vielen Festungen zur Abwehr türkischer Expansion aber auch an anderen Bauwerken in Österreich, Kroatien und Slawonien gearbeitet haben. Deutsche Namen nehmen sich in der Vielzahl der italienischen Baumeister in dieser Zeit als Seltenheit aus, und man hat deshalb von der "Verwelschung der Baumeisterzunft" gesprochen.

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